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Wien - Die Reaktion des Kapitalmarktes auf das Bekanntwerden weiterer Details zur geplanten Verschmelzung von OMV und Verbund ist eindeutig - negativ. Der Kurs der OMV-Aktie brach am Dienstag um 6,9 Prozent ein, das Papier des Verbund verlor 3,2 Prozent. Seit Montag ist der Wert beider Unternehmen zusammen um 2,3 Mrd. Euro gefallen.

Am Dienstag haben die Aufsichtsräte von Österreichs größtem Stromerzeuger, der Verbundgesellschaft, einstimmig grünes Licht für den Zusammenschluss mit der OMV gegeben; das Kontrollgremium des Mineralölkonzerns hat die Weichen bereits Montagabend gestellt. Am Mittwoch werden die Grundpfeiler des neu entstehenden Energiegiganten präsentiert. Dem Vernehmen nach will die OMV für eine Verbund-Aktie knapp 400 Euro zahlen.

Verstaatlichungsgesetz weg

Noch vor dem Sommer soll mit einer Änderung des Verstaatlichungsgesetzes, das bisher die Mehrheit der Republik beim Verbund festschreibt, die Voraussetzung geschaffen werden für den künftigen Energie-Vollsortimenter. Bei OMV Verbund wird es dann Öl, Strom und Gas aus einer Hand geben.

Die Politiker, denen aufgrund der Staatsanteile an beiden Unternehmen eine Schlüsselrolle zukommt, qualifizierten das Projekt tendenziell positiv. Finanzminister Karl-Heinz Grasser sieht darin eine "große Chance", wenn es gelänge, im Wege des Zusammengehens den Staatsanteil am neuen Konzern auf 25 Prozent und eine Aktie zu senken (siehe dazu auch Artikel Reaktionen: Grasser sieht "große Chance" für Sperrminorität). Derzeit hält die Republik 51 Prozent am Verbund, an der OMV hält die Staatsholding ÖIAG 31,5 Prozent.

Weil das Verstaatlichungsgesetz in Verfassungsrang ist, bedarf es der Zustimmung der SPÖ - die diese bereits signalisiert hat. Budget- und Finanzsprecher Christoph Matznetter verlangte am Dienstag als Ausgleich aber eine verfassungsrechtliche Verankerung eines öffentlichen Mindestanteils am neuen Unternehmen von 25 Prozent plus einer Aktie. Dies dürfte kein Problem darstellen. Im ersten Halbjahr 2007 könnte dann das Fundament mit den Strukturen des neuen Unternehmens gegossen werden.

Ruttenstorfer und Haider interimistisch an der Spitze

Interimistisch sollen OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer und Verbund-Chef Hans Haider das Unternehmen gleichberechtigt führen. Der Vertrag von Haider (64), der im Mai 2007 ausläuft, wird dem Vernehmen nach um bis zu einem Jahr verlängert. Damit will man für einen stabilen Übergang sorgen, wie es heißt. Nach dem Ausscheiden von Haider soll Ruttenstorfer das Unternehmen allein führen.

Für viele Anleger sei die Fantasie des Zusammengehen beider Unternehmen nicht einsichtig, sagte Tobias Winter von der Raiffeisen Centrobank: "Die Schnittmenge ist nicht sehr groß". Vor allem große Investmentfonds seien ausgestiegen. Das Volumen der gehandelten Aktien sei "enorm" gewesen.

Wilhelm Rasinger, Chef des Interessenverbandes für Anleger, sieht ebenfalls wenig Vorteile: "Die Wirtschaftlichkeit des Unterfangens zeigt sich mir noch nicht", sagte Rasinger dem STANDARD. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.5.2006)