Polizei wagt sich zum ersten Mal seit vier Jahren nach Atenco: Zahlreiche Festnahmen, Beamte sollen Demonstrantinnen vergewaltigt haben
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San Salvador Atenco – Tausende Polizisten der mexikanischen Bundespolizei haben am Donnerstag vergangener Woche Kleinstadt in der Nähe von Mexico City San Salvador Atenco gestürmt.
Die gewalttätigen Ausschreitungen hatten am Vortag begonnen, als die Behörden Blumenhändler ohne Verkaufslizenz von einem Markt vertreiben wollten. Ein vierzehnjähriger Junge kam bei dem Polizeieinsatz ums Leben.
Die Sicherheitskräfte kämpften sich unter massivem Einsatz von Tränengas Haus für Haus vor. Die Protestierenden setzten sich mit Steinen, Macheten und Molotowcocktails zur Wehr. Kurzzeitig brachten die Bewohner von Atenco elf Polizisten in ihre Gewalt.
Dutzende Demonstranten wurden verletzt abtransportiert, ein Deutscher und zwei Spanierinnen, die in der Kleinstadt angetroffen wurden, sollen demnächst abgeschoben werden.
Polizeioffizier Wilfredo Robles gab im gestürmten Rathaus eine Pressekonferenz. Er betonte, es sei den Behörden ausschließlich darum gegangen, "Recht und Ordnung wiederherzustellen" und bestritt, dass an den Bewohnern der Kleinstadt Rache genommen werden sollte. Seit den erfolgreichen Protesten gegen den Bau eines Flughafens im Jahr 2002 ist Atenco außer Kontrolle der Sicherheitskräfte. Seit der gewaltsamen Erstürmung der Stadt häufen sich Berichte, dass gefangene DemonstrantInnen schwer misshandelt und vergewaltigt worden seien.
Wahlkampfthema
Vor den für 2. Juli angesetzten Präsidentenwahlen hat die Gewalt in Mexiko dramatisch zugenommen. Im April wurden zwei Menschen bei der erfolglosen Stürmung eines Stahlwerks getötet (
derStandard.at berichtete
). Die Machtlosigkeit der Behörden wurde von der oppositionellen PRI-Partei als Schwäche des Präsidenten Vicente Fox ausgelegt. Präsidentschaftskandidat Roberto Madrazo hat im Wahlkampf mehrmals betont, dass er keine Angst vor "Bauern mit Macheten" habe. (bed)
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