Innsbruck - Der wachsende kommerzielle Markt im Internet wird neue und größere Bevölkerungsgruppen in die Schuldenfalle locken. Dies befürchtet der Geschäftsführer der Schuldnerberatung Tirol Thomas Pachl. Mit dieser Sichtweise ist Pachl nicht alleine, lautet doch das Thema der heurigen Konferenz der europäischen Schuldnerberatungen in Norwegen „Haushaltswirtschaft in unabsehbaren Marktverhältnissen“. Die Gefahren im Internetmarkt sieht Pachl insbesondere darin, dass alles bargeldlos und über Kredite abgewickelt würde. Diese Entwicklung sei „im Prinzip nicht zu verhindern“, meint Pachl und will nicht zuletzt deshalb in der Schuldnerberatung Tirol der Prävention einen höheren Stellenwert zumessen. Das Ziel sei es, dass künftig jeder Schulabgänger eine Doppelstunde Aufklärung seitens der Schuldnerberatung erhalten hat. Erste Erfahrungen seien positiv und heuer würde erstmals für diese Präventionsarbeit ein Betrag von 800.000 S (58.140 €) aus dem „Pakt für Arbeit und Wirtschaft“ zur Verfügung stehen. Der Jahresbericht der Tiroler Schuldnerberatung weist eine Steigerung auf 1148 betreute Personen (+ elf Prozent) aus. Die durchschnittliche Verschuldung der Klienten ist auf 1,2 Millionen Schilling (84.500€/+ neun Prozent) gestiegen. Faktisch unverändert ist selbstständige Tätigkeit mit 28 Prozent die häufigste Ursache der Verschuldung, gefolgt von Arbeitslosigkeit (18,6 Prozent) und Scheidung (13,2 Prozent). In knapp der Hälfte aller 1999 abgeschlossenen Fälle konnte die Überschuldung in eine „mittelfristig abtragbare Verschuldung“ (fünf bis sieben Jahre) umgewandelt werden. Während Land Tirol und das AMS durch kontinuierliche Steigerung der Subventionen einen Ausbau und eine Regionalisierung der Schuldnerberatung ermöglicht haben, entziehen sich die Banken weiter einer Förderung. Dabei, so Pachl, profitiere niemand mehr von der Arbeit der Schuldnerberatung als die Banken. (hs)