Bawag-Debakel, Verzetnitsch-Rauswurf: "Das ist eine Katastrophe, wenn S’ mich fragen. Die schlimmste Krise des ÖGB", sagt Johann Heindl. Und der frühere Siemens- Arbeiter hat jede ÖGB-Krise, von Franz Olah bis Hainburg, miterlebt: "Ich bin seit 61 Jahren Gewerkschaftsmitglied. Aber dass zwei Leute allein über das Gewerkschaftsgeld entscheiden können - das hätt ich mir nie träumen lassen, das ist ein Wahnsinn."
Finanzhüter gesucht
Während die Basis mit Wutablassen beschäftigt ist, bemüht sich die Spitze der Metallergewerkschaft um Krisenmanagement. Langzeit-Vorsitzender Rudolf Nürnberger ging aus Zorn über Bawag und Verzetnitsch - am zweiten Kongresstag wird heute, Dienstag, Erich Foglar zu seinem Nachfolger gekürt. Das wird für den ÖGB weitere Personalrochaden nach sich ziehen. Foglar war Ende März ÖGB-Finanzreferent geworden - nun muss sich der ÖGB einen neuen Hüter der Finanzen suchen. Denn falls er gewählt wird, wird er die Funktion des ÖGB-Finanzreferenten "sukzessive" zurücklegen, kündigt Foglar im STANDARD-Gespräch an: "Ich lege Wert auf eine geordnete Übergabe. Aber die Funktion des Finanzreferenten und des Gewerkschaftsvorsitzenden ist weder zeitmäßig zu schaffen, noch gewerkschaftmäßig zu vereinbaren." Zumal Foglar Chef der fusionierten Metall-Textil- Agrar/Nahrung-Gewerkschaft wird. Er verdient 6000 Euro brutto - "ein angemessenes Gehalt", wie er findet. Forderungen nach Gehaltsverzicht der ÖGB-Spitze hält er "absolut" für Populismus.
Bei der Basis wird Populismus anders gesehen: "Man darf nicht bei den kleinen Funktionären zu sparen anfangen", fordert Rudolf Weiß, Betriebsrat in der Halleiner Brau-Union. Denn schuld am Schlamassel sei die ÖGB-Spitze: "Wir Mitglieder sind ganz schön verarscht worden." Daher müsse jetzt Schluss sein mit einsamen Entscheidungen: "Der nächste ÖGB-Präsident gehört von den Mitgliedern gewählt." Sein Kollege Christian Desalla will vorerst Konsequenzen gegen die alte Führung von Bawag und ÖGB sehen: "Da gehören einmal ein paar eingesperrt." Andrea Schremser wiederum, Betriebsrätin in einer Textilfirma in Gloggnitz, will über all dem Krisengerede "die ÖGB-Erfolge nicht vergessen. Wir haben ja auch viel erreicht, Mutterschutz, Weihnachtsgeld, das muss man auch sagen."
Misserfolg Penthouse