Entwickler, Unternehmer, reich durch Linux: Mark Shuttleworth.

Foto: derstandard.at
Mark Shuttleworth, 32, war der erste Afrikaner im Weltall. Der Verkauf seines Internet- Unternehmens Ende der 90er-Jahre machte den Südafrikaner zum Millionär. Heute ist er "Chiefdreamer" des Ubuntu-Projekts . Das aus der afrikanischen Zulu-Sprache stammende Wort "ubuntu" bedeutet so viel wie "Menschlichkeit". Ziel der Ubuntu-Community ist eine Linux-Distribution, die möglichst einfach zu bedienen ist. Sie gilt als die populärste und eine der am stärksten verbreiteten Versionen des Betriebssystems "mit Millionen NutzerInnen", so Shuttleworth.

Werte

Das Rezept für den Erfolg sieht er darin, dass Ubuntu-Linux Community und Business zusammenbringt: "Ubuntu kombiniert die Werte Freier Software, also dass man Software verändern kann, dass sie frei zugänglich ist, mit den Werten der Business-Welt, nämlich hohe Qualität, Sicherheit und kommerziellen Support."

Doch steht bei Ubuntu nicht nur die Technik im Vordergrund. Der Name ist auch Programm. "Ich bin heute hier in Wiesbaden, weil Linux es mir ermöglichte, kostengünstig von einer Ecke Afrikas aus ein fantastisches Geschäft mit Internet Security und Kryptografie aufzubauen, das mich sehr reich machte. Diese Vorteile möchte ich mit Ubuntu allen Menschen zugänglich machen."

Ubuntu soll sich selbst tragen

Er geht nicht davon aus, dass mit Ubuntu viel Geld zu verdienen sei. Das Projekt soll sich selbst tragen. Dies soll mit Dienstleistungen erreicht werden: "Es gibt gute Gründe einen kommerziellen Support-Vertrag für einige Rechner im Datencenter zu haben."

"Es geht darum, Möglichkeiten zu schaffen und diese fair zu teilen"

Shuttleworth sieht Freie Software, neben dem Zugang zu Telekommunikationsnetzen, als Hilfsmittel zur Überbrückung der digitalen Kluft. Entwicklungsländer sparen nicht nur mit dem Einsatz Freier Software, sondern können auch ihre Wettbewerbsfähigkeit, Effizienz und Innovationschancen steigern. "Es geht darum, Möglichkeiten zu schaffen und diese fair zu teilen", so der Südafrikaner. Nicht mit Lob spart Shuttleworth am Non-Profit-Projekt "One-Laptop-per-Child" des IT-Vordenkers und MIT-Professors Nicholas Negroponte. Kinder mit einem 100-Dollar-Notebook zu versorgen, sei "ein phänomenales Projekt."

"Es ist schwieriger clevere, wohlhabende, gebildete Menschen zu unterdrücken"

Der beachtlichen Verbreitung von Linux in China, jeder dritte Rechner läuft mit dem freien Betriebssystem, kann Shuttleworth einiges abgewinnen: "Es ist schwieriger clevere, wohlhabende, gebildete Menschen, die mit Telekommunikation umgehen können, zu unterdrücken, als Menschen die keinen Zugang zu weltweiter Kommunikation haben." Die Verbreitung von Freier Software helfe Wissen zu verbreiten und Wohlstand zu schaffen, "und das ist eine gute Sache für China und die Chinesen."


Das Ubuntu-Projekt am Linuxtag.

Shuttelworth bezeichnet sich als Kapitalisten. Das sei kein Widerspruch zu Freier Software, deren Entwicklung einfach eine neue Art effektiv zu arbeiten sei. Letztendlich treten die besten Ideen gegeneinander an.

Microsoft und die Schlacht der Ideen

"Ich bewundere Bill Gates." Da es wenige Menschen gibt, "die eine Firma mit fünf Mitarbeitern genauso effektiv führen wie eine mit 50.000". Allerdings sieht er die Zeit für den von Microsoft eingeschlagenen Weg als abgelaufen an. Freie Software "schafft bessere Technologien und Lösungen."

Neben den Erfolgen von Linux vor allem am Servermarkt, nennt er als Beispiel auch den Webbrowser Firefox, der so gut oder besser als die kommerziellen Alternativen sei. Dies wurde erreicht, da jeder, nicht nur Mitarbeiter von Microsoft, seine Idee in das Projekt einbringen kann – und die besten Anregungen werden Teil von Firefox-Software. "Wir haben die Schlacht um Ideen schon gewonnen", ist Shuttleworth überzeugt.

Codename "Dapper Drake"

Die nächste Ubuntu-Version, Codename "Dapper Drake", erscheint am 1. Juni und zielt neben Privatanwendern erstmals auch auf den Einsatz in Unternehmen ab. (Markus Sulzbacher)