Bild nicht mehr verfügbar.

Eifrig wie kleine Bienen sammeln auch Öko-Banken ihren "Honig" ein, um am Jahresende profitabel zu sein.

Foto: AP/Maire
Wien - Sozial-ökologische Banken vergeben ihre Kredite nach ethischen Kriterien, zu ihren Kunden zählen Biohöfe, alternative Wohnprojekte und Vereine für Entwicklungshilfe. Trotzdem gilt als Ziel, profitabel zu bilanzieren.

Der Trend zum ethischen Investment begann in den 70er-Jahren, als bekannt wurde, dass der Vatikan Aktien von Rüstungsfirmen und Verhütungsmittel-Konzernen besitzt. Bis heute ist konventionellen Bankkunden, die ihr Erspartes ihrer Hausbank anvertrauen, die Veranlagungspolitik der Bank oft nicht klar. Politisch unkorrekte oder umweltschädliche Veranlagungen könnten getätigt werden.

Transparenz groß geschrieben

Eine Garantie, dass dies nicht geschehe, geben sozial-ökologische Institute. Die seit 1990 tätige Schweizer ABS Bank legt etwa ihre gesamte Kreditklientel offen. Bei dieser Transparenz könne es keine Karibik-Geschäfte geben, heißt es. 2005 betrug die Bilanzsumme der ABS 471 Mio. Euro. Weltweit gibt es in der Zwischenzeit etwa 25 sozial-ökologische Bankinstitute.

In Deutschland kann der ethische Anleger sein Geld beispielsweise zur 1974 gegründeten GLS Gemeinschaftsbank (steht für: geben, leihen, schenken) tragen. Ihre Gründer sind Anthroposophen, sie vergeben Kredite etwa an Waldorfschulen, die Eltern fungieren im Kollektiv als Bürgen. Derzeit zählt die Bank mehr als 47.000 Kunden. GLS zielt nicht auf Gewinne ab, der Zinssatz ist daher dementsprechend gering.

Ethikfonds, Öko-Aktien

Profitorientiert ist hingegen die Nürnberger Umweltbank. Sie wirtschaftet ebenfalls nach sozial-ökologischen Kriterien, bietet jedoch trotzdem marktübliche Konditionen an. Je nach Risikobereitschaft sei auch mehr Geld zu verdienen, gerade im Bereich der Solaraktien würden derzeit hohe Gewinne winken. "Der Photon-Photovoltaik-Aktien-Index ist in den vergangenen drei Jahren um 1300 Prozent gestiegen", erklärt Max Deml, Wiener Herausgeber des Informationsdienstes Ökoinvest, der einen Index entwickelt hat, um die Performance ethischer und ökologischer Fonds und Aktien zu bewerten. Denn neben nachhaltigen Bankinstituten gebe es immer mehr Ethikfonds und Öko-Aktien.

Max Deml beklagt, dass Österreichs Banken zu wenige solche Produkte auflegen. "Für fast jedes konventionelle Bankprodukt gibt es eine Alternative, aber die Banken verdienen nichts daran", erklärt Deml im STANDARD-Gespräch.

Nachhaltigkeitskriterien holen auf

Eine reine sozial-ökologische Bank gibt es in Österreich derzeit noch nicht, doch im Bereich der Mitarbeiter-Vorsorgekassen (MVK) setzen sich Nachhaltigkeitskriterien immer stärker durch: Immerhin vier der neun heimischen MVKs erhielten 2005 das Nachhaltigkeits-Zertifikat der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT), darunter auch die Bawag-Vorsorgekasse.

Für die Bawag ist ethisches Investieren also kein Neuland. Aufgeschlossen reagierte auch der Vorstand auf den Aufruf vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac, "die Bawag möge sich ihres politischen Auftrags besinnen und zur Nachhaltigkeits-Bank Österreichs" werden: Es bestehe durchaus Interesse, diesen Dialog aufzunehmen, sagte Bawag-Direktor Ewald Nowotny zum STANDARD. (Teresa Arrieta, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.5.2006)