Elektrische Energie ist im Großhandel deutlich billiger geworden. Hält der Trend an, könnten auch die Konsumenten in Form niedrigerer Stromrechnungen profitieren.

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Wien - Für die leidgeprüften Haushalte, die sich wegen Mehrkonsums und höherer Preise auf böse Überraschungen in ihrer Strom-Jahresabrechnung einstellen müssen, gibt es einen Lichtblick: Strom könnte irgendwann im Herbst billiger werden.

"Wenn der Trend anhält und die Großhandelspreise auf tieferem Niveau bleiben, sollten das auch die Haushaltskunden spüren", sagte der Chef der Regulierungsbehörde E-Control, Walter Boltz, in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Chef der Bundeswettbewerbsaufsicht, Walter Barfuß, am Freitag. Andernfalls wäre dies "ein Zeichen von Marktversagen", und das sei erst recht nicht tolerierbar.

Preisverfall

Im Frühjahr sind die Großhandelspreise bei Strom aufgrund der besseren Wasserführung der Flüsse und des geringeren Verbrauchs von elektrischer Energie traditionell niedriger als zu Jahresbeginn. Heuer kommt noch hinzu, dass seit etwa drei Wochen ein kräftiger Preisverfall bei den CO2-Zertifikaten im Gang ist.

Große Industrieunternehmen und Stromversorger müssen gemäß der Vereinbarung von Kioto pro Tonne emittierten Kohlendioxids entsprechende Zertifikate vorweisen. Ziel ist es, den Ausstoß von klimaschädigenden Treibhausgasen auch mithilfe solcher marktwirtschaftlicher Instrumente einzudämmen.

Weil europaweit aber offenbar mehr Emissionsrechte als notwendig ausgeteilt worden sind, ist es nun zu einem Preissturz bei den bei Großhandelsstrom "eingepreisten" Zertifikaten gekommen. An der österreichischen Strombörse sind CO2-Zertifikate am Freitag um 11,30 Euro je Tonne gehandelt worden - nach fast 30 Euro noch Mitte April. Der Preis für Grundlaststrom ist von gut 60 Euro im März mit Spitzen von über 80 Euro auf nunmehr unter 40 Euro gesunken. "Als die Großhandelspreise gestiegen sind, haben die Stromversorger nach drei, vier Monaten zu jammern begonnen und dann kurz darauf die Haushaltspreise erhöht. Das sollte jetzt auch umgekehrt der Fall sein", sagte Boltz.

Regelung per Gesetz

Die E-Control werde jedenfalls in den kommenden Monaten mit wachsamem Auge die Preisentwicklung verfolgen. Eine Branchenuntersuchung hat zutage gefördert, dass es mit Wettbewerb am österreichischen Strommarkt nicht weit her ist. Was die Stromversorger bisher freiwillig nicht gemacht haben, soll nun gesetzlich vorgeschrieben werden - etwa die Herausrechnung des reinen Energiepreises in der Stromrechnung (siehe dazu Artikel Gesetz soll Wettbewerb anheizen ). (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6./7.5.2006)