Für jene, die das Kaufhaus Schiepek noch nicht kennen: Es hat was von "Tausend und einer Nacht" und Schlaraffenland. Solche oder ähnliche, aber jedenfalls paradiesische Assoziationen tun sich beim Betreten des kleinen Ladens in der Teinfaltstraße des ersten Wiener Bezirks auf, der erst kürzlich sein 20-jähriges Bestehen gefeiert hat und zu diesem Anlass auch als Webshop geführt wird.

Foto: Schatz

An die 3.000 Artikel sind online zu erstehen. Diese gigantische Produktpalette sei jedoch nur ein Bruchteil der Waren, die physisch im Geschäft anzutreffen sind. Eine erste räumliche Erweiterung des kleinsten Kaufhauses der Welt erfolgte übrigens im Jahr 2002 mit dem Lokal „shipping“ vis à vis vom Schiepek.

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Das Angebot, ein bunt gemischtes Sammelsurium an Dekorationsobjekten, die kitschiger nicht sein können, Schmuck aller Art und sonstigen modischen Accessoires wie beispielsweise Taschen aus unterschiedlichsten Materialien und in diversen Stilen ist einzigartig in Wien. Und mit ihm auch die Preise, die von drei Cent für eine Perle bis zu 500 Euro beispielsweise für ein Collier reichen.

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Es sind die vielen kleinen Dinge, die man eigentlich nicht braucht, die aber das Leben verschönern und mit Hilfe derer man sich ein Stück der weiten Welt ins eigene Reich holen kann: mexikanische Zauberseifen, Geschirr aus Vietnam, Thailand, Indien und den USA – derzeit besonders im Trend das Melamine-Geschirr in den knalligsten Farben - ...

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... wundervoll-bunte Spiegel auch zur Ganzkörper-Betrachtung, zumeist aus Mexiko, sagenhafte Actionfiguren in Mozart- und Freud-Verriss, softe Waschlappen für sie und ihn, Teufelsenten in witziger Musterung aus Plastik, Schirme, Luster-Attrappen und vieles mehr.

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Dass der Boom an kramschig anmutendem fernöstlichen Design anhält, ist auch im Schiepek deutlich zu spüren. Genauso wie die modische Variante der Madonnen-Verehrung seit Jahren ein Dauerbrenner ist. Von miniaturförmigen Schreinbildchen bis zu relativ großen Altarnachbildungen reicht das Angebot für die Fans der zumeist unernsten Marienanbetung, die von humorlosen ZeitgenossInnen gerne ins esoterische Eck gerückt wird.

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Den Kitsch-Trend erklärt sich die Besitzerin Gabriele Schiepek, die seit zwölf Jahren Unterstützung durch ihren Ehemann erhält, durch den gegenwärtigen gesellschaftlichen Rückzug in die eigenen vier Wände, eine Art Biedermeier-Revival. "Cocooning", so die Geschäftsfrau, finde seit dem Ende der 90er-Jahre statt. "Die Leute geben wieder mehr Geld fürs Wohnen aus und auch fürs Essen".

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Neben den vielen Dekoartikeln zählt natürlich die überdimensionale Auswahl an Schmuck zum klassischen Angebot des Kaufhauses und ist gleichzeitig die Hauptattraktion. Besonders die Vielfalt der Perlen – "dafür kommen Leute aus der Provinz extra nach Wien", erzählt Gabriele Schiepek – aus Glas, Kunststoff oder Naturmaterialien wie Horn und Perlmutt in allen Farben und Formen, ist beeindruckend.

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Zum eigenen Auffädeln gibt es natürlich die passenden Bänder und sonstiges Zubehör zum Schmuckmachen. Neben der regelmäßig wechselnden Auswahl an hausgemachten Schmuckkreationen werden auch Objekte internationaler DesignerInnen wie zum Beispiel "Konplott", "Tosh" oder "Poggi" angeboten. Besonders trendy derzeit: Bakelit-Schmuck wie in den 30er- und 40er-Jahren.

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Die Perlen waren es auch, mit denen alles angefangen hat. Mit Perlen, Knöpfen und Wolle, um genau zu sein. Damals, vor mehr als zwanzig Jahren in Paris. "La drogerie" hieß der Laden, der eben diese Dreiheit an Utensilien führte, und von Gabriele Schiepek als Geschäftsidee begeistert übernommen wurde. "Ich hab mir gedacht, die drei passen gut zusammen und da bin ich mit 25 ins kalte Wasser gehupft".

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Dieses erwies sich kälter als angenommen, die übernommene Trinität ging gar nicht gut, eine intensive Arbeitsphase folgte – "untertags war ich im Geschäft, abends Barfrau im WUK". Doch plötzlich lief das Geschäft an, Ende der 80er-Jahre setzte ein Boom an Modeschmuck ein. "Der war zum Glück wieder en vogue" und Gabriele Schiepek konnte zu ihren eigenen Schmuckkollektionen zukaufen.

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Sie reiste nach Frankreich, Italien und Deutschland, besuchte Modemessen und entdeckte ihre Leidenschaft für Reisen. Diese Verbindung - "in den Ländern selbst die Sachen aufspüren", so die Kaufhaus-Inhaberin, mache ihr den meisten Spaß. Etwas Neues zu finden, sei immer wieder eine Herausforderung. Im Verlauf der Zeit konnte sie aufgrund der immer größeren Nachfrage sowohl die Zahl ihrer Mitarbeiterinnen – derzeit acht – als auch ihre Entdeckungsreisen ausdehnen – nach Amerika, Japan, Amsterdam, Luxemburg…, wo sie mittlerweile mit vielen HändlerInnen befreundet ist.

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Auf die Frage nach ihrer Leidenschaft und das richtige Gespür für die Dinge, sagt die Geschäftsfrau, die ihre Laufbahn als Bürokraft im Briefmarken-Geschäft ihres Vaters begonnen hat: "Ich hab’ immer die schönen Sachen gesucht, wollte immer kreativ sein, hab’ immer Modezeitungen angeschaut". Schon als Mädchen habe sie sich für Mode interessiert, sogar selbst geschneidert und sei stolz auf die "Klunker aus Italien" gewesen, die man damals bei uns noch nicht bekommen hat.

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Kaufhaus Schiepek
Teinfaltstraße 3
1010 Wien
Tel.: ++43 1 533 15 75

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Teinfaltstraße 4
1010 Wien
Tel.: ++43 1 535 17 59

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Online-Shop

Öffnungszeiten:
Mo – Fr 10:30 – 18:30 Uhr
Sa 10:00 – 17:00

Text: Dagmar Buchta
Fotos: Christine Schatz

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