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derStandard.at: Sie wurden beim ersten Versuch einer In-Vitro-Fertilisation schwanger, nachdem Sie drei Jahre lang versucht haben schwanger zu werden. Wie haben Sie den Weg dorthin empfunden?

Gruy-Jany: In Bezug auf den Kinderwunsch gab es in dieser Zeit sehr viele Tiefen und wenige Höhen. Ich wollte meinen Mann zu Beginn nicht belasten und habe ihn erst nach sehr langer Zeit miteinbezogen. Im von meinem Frauenarzt versprochenen Zeitraum von sechs Monaten ist nichts passiert, da hat dann die Belastung begonnen. Nach unzähligen negativen Schwangerschafts- und nicht eindeutigen Eisprungtests bin ich dann erst nach eineinhalb Jahren wieder zu einer Frauenärztin gegangen.

Nach eineinhalb Jahren hat mein Mann mit den Untersuchungen angefangen. Bei mir war bis zu diesem Zeitpunkt medizinisch noch überhaupt nichts abgeklärt. Danach habe ich erst mit verschiedensten Untersuchungen begonnen. Ich habe auch eine Laproskopie, eine Bauchspiegelung, gemacht, wo geschaut wurde, ob organisch alles in Ordnung ist. Über jede gute Diagnose konnte ich mich aber nicht uneingeschränkt freuen, weil ich gehofft hatte, endlich einen Anhaltspunkt zu bekommen. Ich habe in dieser Zeit auch schon mit dem Prozedere für eine Adoption begonnen. Im September vergangenen Jahres fand mein erster In-Vitro-Fertilisations-Versuch statt und ich wurde der Statistik zum Trotz sofort schwanger.

derStandard.at: Welche Erfahrungen haben Sie im Laufe der drei Jahre bei den verschiedenen Ärzten gemacht, die Sie aufgesucht haben?

Gruy-Jany: Ich war zu Beginn bei meinem angestammten Frauenarzt, der mir gesagt hat, ich werde in wenigen Monaten wieder zu ihm kommen, wenn ich dann schwanger bin. Im Nachhinein weiß ich aber, dass ich einfach nicht gut aufgeklärt worden bin. Der Arzt hat das einfach zu leicht genommen. Ich hätte schon gerne mehr Informationen darüber gehabt, wie ich alles genau berechnen muss, wie lange der natürliche Zeitraum zum Probieren ist.

Auch die Begegnung mit der zweiten Frauenärztin nach eineinhalb Jahren war eine sehr unglückliche. Sie war unsensibel und hat mir inhaltlich nicht sehr viel weitergeholfen. Sie hat schon gesagt, mein Mann soll sich einmal untersuchen lassen, aber im Prinzip hat sie alles als hysterisch abgetan. Auf den für mich wichtigen Zeitfaktor ist sie überhaupt nicht eingegangen. Der Kinderwunsch war vorhanden und es gab nichts, auf das ich hätte warten wollen. Die Ärztin hat mich auch nicht an Labors überwiesen und hat den Diagnoseweg überhaupt nicht begonnen.

Ich bin dann wieder zu einem neuen Frauenarzt gegangen, der dann damit angefangen hat, das Repertoire an Untersuchungen relativ zügig durchführen zu lassen. Innerhalb von drei, vier Monaten habe ich dann eine Reihe von Labor- und Blutuntersuchungen gemacht.

derStandard.at: Wie haben Sie das Prozedere der In-Vitro-Fertilisation erlebt?

Gruy-Jany: Das habe ich mir fast schlimmer oder aufwändiger vorgestellt. Ich habe Glück gehabt, die Hormonbehandlung hat bei mir sofort gepasst und es musste nicht so viel abgestimmt werden. Nach sechs Wochen Vorbereitungszeit, die einfach in den Alltag zu integrieren war, wurde der Eingriff vorgenommen. Tabletten zu nehmen und eine Spritze in den Bauch, das war für mich nicht belastend oder schmerzhaft, ich hatte auch keine Nebenwirkungen.

derStandard.at: Keine Kinder bekommen zu können ist in der Beziehung vieler Paare ein tiefer Einschnitt. Mit welchen Problemen in Ihrem persönlichen Umfeld hatten Sie zusätzlich noch zu kämpfen?

Gruy-Jany: Es wird ja nicht viel darüber gesprochen, deshalb hat auch kein Austausch unter Gleichgesinnten oder generell unter Frauen stattgefunden. Ich habe mich auch nicht getraut darüber zu sprechen, außerdem wollte ich niemanden damit belasten oder auf die Nerven gehen. Nachdem mein Partner und ich zwei Jahre verheiratet waren, sind wir natürlich von Freunden, Familie und Bekannten auf das Thema Kinder angesprochen worden. Nach außen habe ich die für mich große Bedeutung des Themas sehr heruntergespielt.

Im Nachhinein bin ich schon viel aufmerksamer geworden und wenn ich in meinem Bekanntenkreis auf Betroffene stoße oder das Thema aufkommt, spreche ich über meine Situation. Da öffnen sich dann schon Türen und die Menschen sind dann schon sehr erleichtert, dass sie darüber sprechen können.

derStandard.at: Sind Paare mit unerfülltem Kinderwunsch zu wenig über die Möglichkeiten informiert?

Gruy-Jany: Ich glaube, dass vielen der Zugang fehlt. Ich habe im zum Beispiel Internet recherchiert, welche Möglichkeiten es gibt den richtigen Eisprungtermin herauszufinden oder was mein Problem sein könnte. Ich habe aber ganz einfach nicht die Informationen gefunden, die ich wollte. Eine hilfreiche Einrichtung ist für mich die ACT-Plattform (siehe Linkhinweis, Anm.), die den Behandlungsweg mit einem Sieben-Schritte-Plan absehbar macht. Man kommt dann aus diesem Ohnmachtsgefühl heraus: nämlich ich kann eh nichts tun, ich bin den Ärzten ausgeliefert.

derStandard.at: Was raten Sie Paaren, die bereits längere Zeit versuchen ein Baby zu bekommen?

Gruy-Jany: Ich würde ihnen auf jeden Fall raten einen guten Arzt aufzusuchen, der Untersuchungen zügig durchführt und nicht so viel Zeit verstreichen lässt. Wenn man das Gefühl hat, dort nicht gut aufgehoben zu sein, sollte man zu einem Kinderwunsch-Spezialisten gehen. Bei mir war es glücklicherweise so, dass mein Frauenarzt mich von sich aus verwiesen hat. Das ist die beste Art von Vernetzung und Zusammenarbeit, die möglich sein kann.