Es ist eine dieser kleinen Meldungen, die die Unterschiede deutlich demonstrieren: Eine Woche nach dem Abzug der israelischen Armee aus dem Südlibanon gibt Deutschland bekannt, dass es 400 libanesische Flüchtlinge aufnehmen wird. Israel übernimmt die Kosten für die erste Zeit, Deutschland wird sich um die Menschen kümmern - meist Christen, die der mit Israel verbündeten Südlibanesischen Armee (SLA) nahe standen und es deshalb vorgezogen haben, gemeinsam mit den Israelis den Libanon zu verlassen. Die deutsche Entlastung Israels in dieser Situation: eine kleine Geste, eine kleine Hilfe - in Österreich undenkbar. Es hat schon seine Gründe, dass die Israelis nicht an uns herantreten, Gründe, die nicht nur in der jetzigen Situation liegen. Zwischen Österreich und Israel gibt und gab es auch früher nicht die Art von Beziehungen, die zu solchen Gesten führen. Israel hat wegen der jetzigen Regierung den Botschafter aus Wien abgezogen, und während diese sich wortreich gegen Verdächtigungen aus der EU wehrt, scheint sie wenig zu kümmern, was man in Israel über uns denkt. Ob Israel mit uns verkehrt, ist uns Wurst: Im Eingeständnis, dass wir zumindest die Bemühung um gute Beziehungen "schuldig" wären, liegt ja genau der österreichische Hund begraben. Denn diese bestimmte Wurstigkeit Israel gegenüber zeichnet nicht nur die beiden Regierungsparteien aus: Von Alexander Van der Bellen weiß man, dass er noch nie in Israel war, von den Sozialdemokraten wurde dort auch schon länger niemand gesichtet, zumindest offiziell. Das nach dem Holocaust gegründete Israel, zu dem wir immer ein besonderes Verhältnis haben werden (was beileibe nicht heißt, alles gutheißen zu müssen, was dort geschieht), ob wir wollen oder nicht, ist in Österreich eben kein Anliegen. In Deutschland ist das ganz anders, dort ist man sich der historischen Verpflichtung bewusst.