Foto: Der Standard

An dieser Stelle werden weiterhin die vertrauten Fliegenbeine deutscher Buchstaben zu stehen kommen; und das in sinnvoller, d. h. dem durchschnittlich begabten Schulabgänger verständlichen Reihenfolgen. Man hätte redaktionspolitisch ja auch beschließen können, den schönen, sauberen Platz der bildenden Kunst zur Verfügung zu stellen. Was in Anbetracht der täglich wachsenden Schar Sensibler, die keinem anständigen Beruf mehr nachgehen, sondern Künstler werden wollen, verständlich wäre.

Andererseits ist die Fläche doch eher bescheiden bemessen, und unter den Bildnerischen scheint das Konzept Großformat-weil-Apraxie noch immer en vogue zu sein. Was uns auch schon zum weniger Guten führt: Hat eine seriöse Zeitung es wirklich nötig, sich zum Sprachrohr trübsinniger, mäkliger, blasierter Kolumnisten zu machen? Die obendrein absolut nichts von Kunst verstehen. Solche und diesen Themenkreis betreffende Fragen werden an dieser Stelle auch in Zukunft nicht erörtert werden, da das mit der Basisdemokratie ohnehin vollkommen überbewertet wird.

Die meisten Leser wünschen sich eine Kolumne, die brennende Fragen des Lebens beantwortet, die dem Irrenden Führung, dem Wankelmütigen Halt und dem Verzagten Trost ist. Es versteht sich von selbst, dass auch diesem Ansinnen hierorts kaum entsprochen werden wird; genauso wenig übrigens, wie etwa den Bedürfnissen von Enthusiasten gefühliger Tiertagebücher oder sozialkritischer Reiselyrik. Obwohl - so ein Gedicht ab und zu, mal sehen. Worüber wird also geschrieben werden?

Zum Auftakt war hier ursprünglich eine geifernde Tirade - ja, eine Vernaderung - gegen die Propaganda der Hundekot-Muttis geplant, die als Avantgarde einer neuen Verantwortlichkeit gegen unser Bollwerk der Ignoranz angetreten sind. Da aber die eingebrachte Petition relativ rasch von allen Wienern unterschrieben wurde, fiel dieser beispielhafte Akt gelebter Zivilcourage (die Petition) sofort wieder aus dem Wahrnehmungsfenster. Und wird, wo auch immer sie zu liegen gekommen ist, sicher gründlicher entsorgt, als es hier geschehen wäre. Das deprimierende Fazit: Auch dieser Kolumne wird es nicht vergönnt sein, das Weltgeschehen auf seinem unglückseligen Lauf anzuhalten. (Una Wiener/Der Standard/rondo/06.05/2006)