Konkreter: Galten in den 80ern Bands wie die Swans oder die Einstürzenden Neubauten als Speerspitzen in Richtung weißes Rauschen, erscheinen sie heute im Vergleich zu den in den 90ern dieses Staffelholz weitergetragen habenden Formationen wie Merzbow oder die Techno- Punks von Atari Teenage Riot nachgerade als Milchbubis.
Wobei selbst in diesem Genre längst Konsolidierung auf höchstem Pegel herrscht und die Nuancen der Unterscheidung schließlich doch wieder in der Komposition, in der Schichtung von Sounds, in der Dynamik des Lärms liegen. Wolf Eyes aus Michigan sind in dieser Liga weit vorne zu finden. Ihre Mischung aus "klassischem" Industrialsic, elektronischem Irgendetwas und Punk-Mentalität betört und/oder verstört mit einem hypnotischen Sog, den sie aus vielschichtiger Überlagerung von Sounds erzeugen.
Durch Auslassung, Übersteuerung sämtlicher Klirrfaktoren bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Magengrube und ihres Inhalts erzeugen Wolf Eyes relativ vergleichs- und rücksichtslose Stücke, deren Eigenheiten gerne als nihilistisch, morbide oder unfreiwillig jenseitsbezogen gedeutet werden.
Verstört, sehr verstört
Sonic Youth, ebenfalls Pioniere in diesem Spiel, gelten nicht nur als große Fans dieser auf Sub Pop veröffentlichenden Band, sie haben Wolf Eyes auch in das Vorprogramm diverser Tourneen eingeladen. Augenzeugen berichten von teils sehr, sehr verstört wirkenden Konzertbesuchern. Wolf Eyes sind am ersten Abend des letzten Wochenendes des Donaufestivals live in der Korneuburger Werft zu erleben.
Überhaupt lockt dieser Abend mit einer lässigen Bandzusammenstellung. Die US-Band Battles klingt, als würden die Könige des skelettierten Metal, Helmet, Kölner Minimal Techno covern. Kein Wunder. Immerhin sitzt bei Battles ein gewisser John Stanier am Schlagzeug, der früher bei Helmet, aber auch bei Mike Pattons Hobbyband Tomahawk den Rhythmus bestimmte und der hier den von Helmet geprägten Snare- Drum-lastigen Beat besorgt.
Die beim britischen Warp- Label veröffentlichende Formation verzichtet auf Gesang. Dafür infiziert sie mit einer kühlen Funkiness, geschuldet den reduzierten Gitarrenlicks, tief brummenden Bassfiguren und eben Staniers Schlagzeugarbeit: sexy!