Satelliten-Bild der Antarktis

Foto: AMM, SVS, NASA, CSA
Krokodile durchstreiften die Arktis, tropische Wälder bedeckten Europa. Lange war die Erde paradiesisch warm. Warum aber, fragen sich Forscher, kühlte das Klima vor 34 Millionen Jahren deutlich ab, sodass sich Eispanzer an den Polen bildeten?

Das Auseinanderbrechen des Urkontinents Gondwana habe die bis heute anhaltende Kaltzeit eingeleitet, so steht es im Lehrbuch: Ein Bruchstück - die Antarktis - blieb am Südpol zurück. Eine kühle Meeresströmung umkreist sie seither und blockiert den Zustrom warmen Wassers nach Süden. Der Pol kühlte ab, Gletscher bildeten sich, und das Eis strahlte so viel Wärme zurück ins All, dass auch der Norden abkühlte. Daten aus einer Tiefseebohrung stellen allerdings jetzt infrage, was diesen Vorgang ausgelöst hat.

Denn offenes Meer gab es zwischen der Antarktis und Südamerika bereits vor 41 Millionen Jahren, berichten die US-Forscher Howie Scher und Ellen Martin im Wissenschaftsblatt "Science" (Bd. 312, S. 428, 2006). Die Öffnung der so genannten Drakestraße hatte somit keinen unmittelbaren Einfluss auf die Vereisung des Südpols. Ihr Ergebnis stützen die Forscher auf einen 41 Millionen Jahre alten Fischzahn, den sie bei einer Bohrung 400 Meter tief im Grund des Südatlantiks entdeckt haben.

Pazifikwasser hat in dem Zahn einen Fingerabdruck hinterlassen: Die Forscher wiesen eine ungewöhnlich große Menge des Elements Neodym nach. Das Metall kommt im Pazifik vor, im Atlantik indes kaum - die Verbindung muss also bereits bestanden haben, als der Besitzer des Zahns lebte.

Die CO2-Theorie

Scher und Martin machen nun die Öffnung der Tasmanstraße zwischen Australien und der Antarktis für die Vereisung verantwortlich. Experten wie Wolfgang Kuhnt von der Universität Kiel favorisieren indes einen anderen Auslöser für den frühzeitlichen Klimawandel: Große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid seien aus der Atmosphäre entwichen - die darum die wärmende Sonnenstrahlung nicht mehr binden konnte. Zu diesem Ergebnis kam vor zwei Jahren eine Computersimulation britischer Wissenschafter.

Die Ursache für den Gasschwund liegt allerdings im Dunkeln. (Axel Bojanowski/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2. 5. 2006)