Sarah Kuttner

Foto: Viva/Alfred Jansen
"Jetzt mal unter uns: Wie findest du eigentlich Benjamin von Stuckrad-Barre?" "Ich musste ihn noch nie suchen", antwortet Sarah Kuttner, und den Rest der ins Längliche ausartenden Antwort wollen wir uns hier ersparen, weil besser wird sie nicht. Die MTV-"Talkerin" Sarah Kuttner hat eben ein Buch veröffentlicht. Es trägt den bereits alle Alarmsignale läuten lassenden Titel "Das oblatendünne Eis des halben Zweidrittelwissens" (Fischer Verlag) - und liest sich auch so.

Es ist eine Sammlung von Kolumnen, die Kuttner montags in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht, dazu jene, die sie für die deutsche Musikzeitschrift Musikexpress verfasst. Es handelt sich in jedem Fall um sehr, sehr kurzweilige, quasi kürzestweilige Texte, die einerseits ein Abbild ihrer Talkshow, andererseits der darin präsentierten Person Kuttner zeigen. Texte zum Talk. Also Aufzeichnungen eines Informations-Junkies im erweiterten Einzugsgebiet der Pop- und Medienlandschaft, die schon von der Aufgabenstellung her - Kuttner beantwortet Fragen - auf alles eine Antwort zu geben haben. In komprimierter Buchform erweist sich das bald als zu üppiges Gericht. Apropos: Kuttner über Kate Moss' Drogenaffäre: "Die Drogenenthüllung ist ja in etwa so überraschend, als hätte man Ottfried Fischer heimlich beim Schweinsbratenessen fotografiert."

Hier blitzt immer wieder jener Witz und jener subversive Geist auf, den Kuttners Fangemeinde an ihr zurecht schätzt. Auf voller Distanz sind die wirklich originellen Antworten jedoch rar gesät. Die Kunst der Reduktion und des Schweigens - wie Harald Schmidt - die beherrscht sie nicht. (flu/DER STANDARD; Printausgabe, 29.4./30.4./1.5.2006)