Der scheidende AUA-Chef Vagn Sörensen (r.) übergab am Donnerstag an seinen Nachfolger Alfred Ötsch.

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Wien – Eigentümer und Verwandte kann man sich nicht aussuchen, diese Erfahrung machte bereits ein führender ÖBB-Manager mit "seinem" Verkehrsminister Hubert Gorbach. Am Donnerstagabend machte Gorbach diesen Spruch vor 500 Gästen bei der Verabschiedung von AUA-Chef Vagn Sörensen und der Begrüßung seines Nachfolgers Alfred Ötsch alle Ehre.

AUA-Passagierzahlen leicht überschätzt

Denn die Vita von Ötsch war dem Minister genauso wenig geläufig wie die Zahl der AUA-Passagiere. Ötsch, studierter Wirtschaftswissenschafter, mit Abschluss Magister, wurde von Gorbach ausnahmslos als Diplomingenieur tituliert. Richtig lag der Minister mit der Bemerkung, dass die AUA seit 40 Jahren keine Toten zu beklagen hatte, doch bei den Passagierzahlen griff er wieder kräftig daneben. Nicht 20 Millionen waren es im Vorjahr, sondern nur zehn Millionen. Aber der "Rekordwert" hat zumindest gestimmt.

Österreich und die AUA bedeuteten für Sörensen in jeder Hinsicht einen kulturellen Wandel: Als eine von vielen Hürden bei seinem Dienstantritt vor 4,5 Jahren erwies sich die Wahl des Dienstautos. Zunächst wurde ihm nahe gelegt, einen Fahrer zu nehmen, "schließlich können sie als Generaldirektor nicht selbst herumfahren." Und dann bekam er den guten Rat: "Herr Sörensen nehmen sie keinen Audi A8, da kriegen wir Probleme mit dem Betriebsrat, nehmen sie lieber einen A6." Darauf Ötsch: "Gott sei Dank hab ich mir einen A6 bestellt und meinen neuen 740er-BMW – übrigens ein super Auto – bei Siemens zurückgelassen." Für Nichtinformierte: Der verlassene BMW hat 306 PS und kostet ohne Extras 80.000 Euro. Ein vergleichbar starker A6 ist ab 75.000 Euro zu haben. Unerwähnt blieb bei dieser Gelegenheit lediglich der Rekordverlust der AUA von 100 Millionen Euro im Vorjahr.

Rankings

Amüsiert hat Sörensen die Vorliebe der Magazine für Ranking-Listen: Er wurde dreimal erster: zu Beginn, Manager des Jahres, dann war er höchstbezahlter Staats-Manager. Sörensen: "Ein Titel, der wenig Prestige beinhaltet, den ich gerne und freiwillig Herrn Ötsch überlasse." Schließlich wurde er zum "erfolgreichsten Manager ohne Ausbildung gekürt, weil ich meinen akademischen Titel nie verwendete".

Weniger launisch dann die Perspektiven die Ötsch offenbarte: Es gelte, unverzüglich auf die verschärften Rahmenbedingungen zu reagieren. "Noch glaube ich ohne Restrukturierungsschritte auszukommen, dazu müssen aber alle hausgemachten Unwirtschaftlichkeiten rasch beseitigt werden." Dass er auf die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat angewiesen ist, hat der neue AUA-Chef bereits registriert: "Egal was man angreift, man ist relativ rasch mitten in den Interpretationsräumen der zahlreichen Betriebsversammlungen." (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29./30.4.2006)