Am Mittwoch vor einer Wiener Bawag-Filiale: Heftiges Kundentreiben und hängende Köpfe.

Foto: Standard/Matthias Cremer
Die Staatsanwaltschaft, die mit der Causa Bawag beschäftigt ist, hat sich Fragen rund um den Penthouse-Kauf von Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner noch nicht angenommen. Elsners Frau Ruth hat im Sommer 2005 nur 470.000 Euro für die eheliche 325 m Wohnung auf dem Dach der Bankzentrale in der Wiener Seitzergasse bezahlt. Ob dieses Schnäppchen (das Objekt dürfte rund das Achtfache wert sein) angefochten wird, ist noch offen.

In einem ersten Schritt werden die Verträge zwischen Elsner und der Bank gesichtet. Laut Bawag-Insidern sei es Usus gewesen, dass die Bankchefs die Möglichkeit zu billigem und schönem Wohnen gehabt haben, das sei in den Dienstverträgen so verankert gewesen. Demnach könnte es auch bei Elsner eine vertragliche Verankerung gegeben haben, die Wohnung auf dem Dach der Bawag-Zentrale zu einer bestimmten Preisformel (unter Anrechnung bisher geleisteter Mieten) zu erwerben. Unterschrieben wurde der entsprechende Vertrag von Ex-Bawag-Vorstandsmitglied Peter Nakowitz.

Walter Flöttl, er hat die Bawag zwischen 1972 und 1995 geleitet, gilt als bestes Beispiel für die Wohnungsübernahme der Gewerkschaftsbank- Chefs: Flöttl bewohnt eine Dachgeschoss-Wohnung am Wiener Fleischmarkt. Als Mitte der 90er-Jahre bekannt wurde, wie komfortabel und billig er im dortigen Dachausbau Unterkunft gewährt bekam (Nachbar ist Ex-ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch), war die Aufregung groß. Flöttl verwies damals darauf, "dass in der Wohnung ja wahnsinnig viele, lange dunkle Gänge sind".

Bevor Elsners Penthouse (auf Bankkosten) errichtet wurde, lebte er in einer Wohnung zur Miete, die in Richtung Graben schaute. Diese Bleibe war für ihn komfortabel zu erreichen, ein Lift führte direkt von seinem Vorstandsbüro in die Wohnung. Schlechtes Gewissen habe Elsner laut einem Vertrauten ob seiner sehr günstigen Lebenshaltungskosten nie gehabt, "ideologische Skrupel hatte Elsner schließlich noch nie".

"Charmante Auftritte"

Die Ermittler von der "Soko Flip" beschreiben die Ex-Banker (am Mittwoch war nochmals Johann Zwettler dran, die Ex-ÖGB-Chefs werden danach vernommen) als freundlich, aber nicht rasend aufklärungswillig. Zwettler wie Elsner, welcher stets charmant auftrete, stellen ihre Sicht der Dinge so dar: Wolfgang Flöttl habe das Geld verjuxt, obwohl er das nicht tun hätte dürfen, sie selbst hätten nur versucht, die Bank zu retten.

Elsner, der die "Gnade der ersten Vernehmungen gehabt hat und noch etliche Male einvernommen werden wird" (ein Ermittler), ist derzeit in Südfrankreich. "Er hält sich aber zur Verfügung, wenn wir ihn brauchen", heißt es aus Polizeikreisen. In der Causa Bawag gibt es eine Kooperation zwischen US- und österreichischer Justiz; offen ist der Antrag der heimischen Staatsanwaltschaft auf einen Haftbefehl für Wolfgang Flöttl. (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.4.2006)