Trotz der zuletzt sehr guten Performance des österreichischen Kapitalmarkts gebe es noch viel Potenzial. Die Osteuropa-Fantasie macht viele Aktien auch bei internationalen Fondsmanagern beliebt. Dennoch ist der Anteil heimischer Aktien in nationalen Portfolios noch gering.

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"Österreichische Aktien werden von internationalen Fondsmanagern stark nachgefragt", stellt Hellmut Longin, Präsident des Aktienforums, anlässlich der Studienpräsentation "Platzierungspotenzial österreichischer Aktiengesellschaften in nationalen und internationalen Investmentfonds" fest. Die Studie wurde von e-fundresearch.com im Auftrag der Wiener Börse durchgeführt.

Mit Stichtag 31. Dezember 2005 waren die 234 Fonds der Stichprobe mit Vertriebszulassung in Österreich, Deutschland und der Schweiz mit etwa 3,41 Milliarden Euro in österreichischen Aktiengesellschaften investiert. Hochgerechnet auf die Gesamtheit aller im deutschsprachigen Raum zugelassenen relevanten Fonds ergebe dies ein Volumen von rund 5,96 Milliarden Euro.

"Die Fondskategorie 'Aktien Österreich' hat in den vergangenen fünf Jahren die höchste durchschnittliche Rendite aller 25 untersuchten Fondskategorien gehabt", so Longin. Die zuletzt sehr gute Performance österreichischer Aktien habe auch dazu geführt, dass diese in 16 Fondskategorien von Fondsmanagern im Verhältnis zur Benchmark übergewichtet werden. In neuen Fondsbereichen wurde die "Attraktivität des heimischen Kapitalmarkts" jedoch noch nicht ausreichend erkannt.

Durch aktive Investor-Relations-Arbeit der Unternehmen und der Wiener Börse sollten auch die restlichen Fondsmanager vom österreichischen Markt überzeugt werden. Allein eine indexneutrale Gewichtung Österreichs würde einen direkten Kapitalzufluss von 1,54 Milliarden Euro bewirken, ergänzt Longin.

"Österreich überzugewichten ist eine leicht zu gewinnende Wette. Das Wachstumspotenzial in der Region Mittel- und Osteuropa wird von den heimischen Unternehmen erfolgreich gehoben. Österreichische Aktien bieten daher allen Investoren die Chance, an diesen Erträgen teilzuhaben", hält Longin fest.

Brücke zu Osteuropa

"Österreich wird als Brückenkopf für Osteuropa-Investments gesehen", ergänzt Michael Buhl, Vorstand der Wiener Börse. Die Kurssteigerung des Wiener Leitindex ATX von plus 286 Prozent seit 2001 werde von der internationalen Finanzwelt wahrgenommen, viele befragte Fondsmanager seien der Meinung, dass die Beimischung der Österreich-Aktien einen deutlich positiven Beitrag zur Gesamtperformance der jeweiligen Fonds beigetragen habe. Auch bezüglich des mittelfristigen Ausblicks für den österreichischen Markt würden sich Fondsmanager positiv zeigen. Zwar werden sich die Kurse nicht mehr derart "bullish" entwickeln, der mittelfristige Trend sollte jedoch weiterhin für den heimischen Markt sprechen.

"Für uns ist daher nicht nachvollziehbar, dass österreichische Investmentfonds lediglich 30 Prozent ihres Gesamtfondsvolumens in Aktien investieren. Österreichische Anleger können daher nur zu einem Bruchteil von der positiven Performance der Aktienmärkte profitieren", kritisiert Buhl. (bpf, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.4.2006)