Das Fürstentum Liechtenstein wird oft mit viel Vermögen und Kapital in Verbindung gebracht – die fünf größten Banken Liechtensteins beschäftigen rund 1400 Angestellte und weisen zusammen eine Bilanzsumme von über 30 Milliarden Franken (190 Millionen Euro) auf.

Dem großen Thema Geld und Anlage widmet sich nun auch ein Studienlehrgang im Fürstentum. Mit dem kommenden Wintersemester (Start ist im Oktober) startet an der Universität für Humanwissenschaften in Lichtenstein das erste Postgraduate-Studium für Vermögensrecht. Dieses Masterstudium wurde vom Wiener Universitätsprofessor Wolfgang Zankl und Georg Kresbach, Partner der Rechtsanwaltskanzlei Wolf Theiss, konzipiert und soll eine "einzigartige" Kombination aus Wissenschaft und Praxis bieten.

Neben dem Kapitalmarkt-, Steuer- und Stiftungsrecht aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Liechtenstein und dem angloamerikanischen Raum werde auch Finanzsorgfalt und Finanzmathematik unterrichtet. Denn "im europäischen Raum wurden zuletzt hohe Geldsummen angesammelt, die jetzt angelegt, verwaltet beziehungsweise an die nächste Generation weitergegeben werden", erklärte Zankl bei der Vorstellung des Studiums.

Richtige Entscheidung

Um Klienten bei ihrer Vermögensverwaltung oder -weitergabe umfassend beraten zu können und für gewünschte Transaktionen das beste Umfeld zu finden, "brauchen Berater eine umfassende Kenntnis verschiedener Rechtsordnungen", sagte Zankl. Denn ohne Kenntnis der steuerlichen oder kapitalmarktrechtlichen Gegebenheiten könne die Vermögensbildung auch wirtschaftlich limitiert werden. Ob etwa die Entscheidung zugunsten einer Schenkung unter Lebenden oder auf den Todesfall, eines Legats, einer Lebensversicherung oder einer Stiftung ausfällt, hänge wesentlich auch von den jeweils unterschiedlichen Rechtsfolgen ab. "Oft stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten es gibt, um Geld im benachbarten Ausland günstiger anzulegen, ohne den Wohnsitz zu wechseln", spricht Bernhard Huppmann, Steuerrechtexperte bei Deloitte Österreich, Fälle aus der Praxis an, die mit diesem Lehrgang beantwortet werden sollen.

Durch den derzeitigen Boom an den Börsen, die vielen Kapitalerhöhungen und Produkte, die verstärkt Privatanleger ansprechen, würde das Kapitalmarktrecht immer wichtiger, erklärte Nikolaus Paul, Kapitalmarktexperte bei Wolf Theiss.

"Master of Laws"

Für den "Executive Master in Vermögensrecht" bewerben können sich Absolventen juristischer und wirtschaftswissenschaftlicher Studien, die vor dem Einstieg ins Berufsleben stehen oder bereits berufstätig sind. Die Ausbildung zum internationalen Vermögensrecht-Spezialisten dauert drei Semester und erfolgt in mehreren Modulen. Nach erfolgreicher Absolvierung wird der Titel "Master of Laws" verliehen. Die Studiengebühr beträgt 15.000 Euro. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.4.2006)