Um von einer Belebung des trägen chinesischen Aktienmarktes von Beginn an zu profitieren, hat die österreichische Capital Bank um einen speziellen Status für ausländische Investoren angesucht. Die Antwort wird stündlich erwartet, sagt Bankchef Veyder-Malberg dem STANDARD.

***

In diesen Tagen wartet Cons^tantin Veyder-Malberg, Vorstand der Capital Bank, besonders gespannt auf den Briefträger. Begehrt wird eine Nachricht aus China. Denn bei der chinesischen Finanzmarktaufsicht, der China Securities Regulatory Commission, hat die Privatbank um den Status eines Qualified Foreign Institutional Investor angesucht. Einem QFII ist es erlaubt, so genannte A-Shares, die in der chinesischen Landeswährung Renminbi notieren und bisher ausländischen Investoren nicht zugänglich waren, zu kaufen. Rund 1400 lokale Unternehmen haben solche A-Shares emittiert.

Damit in den derzeit fast brachliegenden Börsenhandel in China frischer Wind kommt, habe die Regierung im Jahr 2003 beschlossen, ausländische Investoren zum Handel zuzulassen, erklärt Veyder-Malberg im Gespräch mit dem STANDARD.

"Positive Signale"

Bisher durften sich jedoch nur die Top-100-Banken weltweit, die ein verwaltetes Vermögen (Assets under Management, AuM) in der Höhen von zehn Mrd. Dollar haben, um diesen Status bemühen. Die Summe des verwalteten Vermögens soll jetzt auf fünf Mrd. Dollar heruntergeschraubt werden. Dieser Beschluss, der in Wien quasi stündlich erwartet wird, brächte das QFII-Ansuchen der Private-Banking-Tochter der Grazer Wechselseitigen ein ordentliches Stück weiter. "Es gibt bereits sehr positive Signale", sagte Veyder-Malberg. Die Assets under Management der Capital Bank sind zuletzt auf sechs Mrd. Dollar gestiegen.

Wird der Capital Bank dieser QFII-Status erteilt, bestimmt die State Authority for Foreign Exchange (SAVE) einen Betrag, den die Bank in die lokale Währung tauschen darf und auf einem Depot der Bank of China hinterlegen muss. Dieses Kapital muss innerhalb von sechs Monaten investiert werden. Derzeit wird ein Betrag von vier Mrd. Dollar auf die QFIIs aufgeteilt. Dieser Betrag soll im kommenden Jahr auf zehn Mrd. Dollar erhöht werden.

Eine Frage der Zeit

Veyder-Malberg erwartet, rund zehn Mio. Dollar von der SAVE zugesprochen zu bekommen. Damit will die Capital Bank einen Fonds auflegen, der in den China Traded Index (CNX) investiert. Dieser Index ist eine Kooperation der Shanghai Stock Exchange mit der Wiener Börse. Seit Dezember 2005 wird der CNX an der Wiener Börse veröffentlicht und beinhaltet 30 chinesische Unternehmen aus dem Segment der begehrten A-Shares, die rund 30 Prozent des Marktes abdecken. Die Zulassung dieses Fonds erwartet Veyder-Malberg für Juni oder Juli.

Viele Faktoren würden darauf hindeuten, dass China vor einer großen Hausse steht, bekräftigt Veyder-Malberg. Der Wille der chinesischen Regierung, ausländische Investoren zum Börsenhandel zuzulassen, oder etwa die Erhöhung der QFII-Quote von vier auf zehn Mrd. Dollar seien starke Anzeichen. Denn dieses Kapital fließe wiederum direkt in den Markt.

Fonds im Vormarsch

Langsam würden Chinesen ihr Geld – die Spareinlagen der privaten Haushalten haben laut Bloomberg eine Rekordhöhe von 1,84 Billionen Dollar erreicht – nicht mehr nur aufs Sparbuch legen, sondern auch in Fonds investieren, was wiederum von der Regierung beworben wird.

Der chinesische Aktienmarkt, der im vergangenen Jahr durch nicht handelbare Aktien im Gesamtvolumen von 245 Mrd. Dollar, Unternehmensskandale sowie Insolvenzen von Brokerhäusern ein Fünf-Jahres-Tief erreicht hat, soll wieder in Schwung gebracht werden. Die chinesische Börse stehe "vor einer Explosion", ist Veyder-Malberg sicher: " Dass der Aufschwung kommt, ist fix – die Frage ist nur, wann", erläutert der Bankchef. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.4.2006)