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Microsoft-Gründer Bill Gates. "Obwohl in China jedes Jahr etwa drei Millionen Computer verkauft werden, zahlen sie nichts für Software. Eines Tages werden sie das aber tun."

Bild: AP Photo/Tran Van Minh
Microsoft hat laut eigenen Angaben im vergangenen Jahr auf Grund von Raubkopien 14 Milliarden US-Dollar weniger eingenommen. Trotzdem dürfte es sich dabei um alles andere als ein Verlustgeschäft handeln, mutmaßt die Los Angeles Times .

Preise

In vielen Teilen Welt beträgt der Preis für eine legale Windows- oder Office-Version gleich viel wie das jährliche Haushaltseinkommen. Kein Wunder also, dass die große Mehrzahl dieser User auf Kopien der Original-Software zurückgreift. Gerade durch die dadurch erreichte weite Verbreitung von Microsoft-Software wird diese oftmals zum Standard. Ein Beweis dafür ist unter anderem die de facto Monopolstellung des Betriebssystems Windows.

Legale Software

Ist in wachsenden Volkswirtschaften ein bestimmter Wohlstand erreicht, setzten Unternehmen und Privatpersonen aber vermehrt auf legale Software-Versionen. "Die erste Dosis ist kostenlos", vergleicht Hal Varian, Professor für Information Management an der Universität Berkeley, Microsofts Anit-Piraterie-Politik sogar mit dem Geschäft illegaler Drogenhändler. "Wenn man einmal begonnen hat ein Produkt zu verwenden, wird man es auch weiter verwenden," so Varian.

 Bild: apa,PA/JULIAN ABRAM WAINWRIGHT Bill Gates in Hanoi, Vietnam.

Geschäftsmodell

Daher dürfte Software-Piraterie für Unternehmen ein geringes Problem sein, als bisher oftmals angenommen wurde. Laut Eric Goldman, Iura-Professor an der Marquette University in Milwaukee, könnte es sich sogar um ein "bewusstes Geschäftsmodell" handeln.

Offiziell Zero Tolerance

Dieser Theorie würden normalerweise von IT-Unternehmen verneint werden, offiziell setzt Microsoft in Sachen Piraterie nämlich auf "Zero Tolerance": "Wir arbeiten fünf Tage in der Woche und werden nur für drei bezahlt. Wir tun alles, was in unsere Macht steht, um Piraterie zu verhindern", so Cori Hartje von Microsoft.

Eines Tages werden sie das aber tun

Dennoch scheint selbst Microsoft-Gründer Bill Gates die Problematik differenzierte zu sehen. Dieser soll laut Los Angeles Times schon im Jahre 1998 gesagt haben: "Obwohl in China jedes Jahr etwa drei Millionen Computer verkauft werden, zahlen sie nichts für Software. Eines Tages werden sie das aber tun. Und so lange sie (die Software) stehlen, wollen wir, dass sie unsere stehlen. Sie werden gewissermaßen abhängig und dann werden wir schon noch herausfinden, wie wir irgendwann im kommenden Jahrzehnt kassieren werden".

Schon seit 1986 kommt bei Microsoft kein Kopierschutz zum Einsatz, vielmehr versucht man im Rahmen des Windows Genuine Advantage Programmes Kaufanreize für Original-Software zu bieten.

Aggressiv

Auch im Gegensatz zur Musik- und Filmindustrie scheint Microsofts- Taktik weniger aggressiv. Microsoft und die Business Software Alliance haben nur selten Einzelpersonen verklagt, vielmehr versucht man mit eigenen Lizenzmodellen größere Organisationen oder Unternehmen zum Umstieg auf legale Software zu bewegen.

Switch

Raubkopien stellen aber vor allem in Entwicklungsländern für Microsoft eine Möglichkeit dar, sein Territorium gegen freie und kostenlose Linux-Betriebssysteme zu verteidigen und eine Monopolstellung zu behalten. Würde Microsoft beispielsweise in China, das Red Flag Linux unterstützt, drastischere Maßnahmen gegen Raubkopierer setzen, würden die User einfach auf andere Betriebssystem wechseln, ist sich der Berkeley – Professor Varian sicher.

Unmoralisch?

In China sind kopierte Windows-Version oft bereits um umgerechnet circa 60 US-Cent erhältlich. Experten zu folge hätte Microsoft gar nicht die Möglichkeit, Windows-Kopien unter zehn US-Dollar zu verkaufen, da man sonst bei jeder einzelnen CD Verluste schreiben würde. "Microsoft profitiert von Software-Piraterie und sagt dann "Wenn Ihr glaubt, die Preise sind hoch, gebt den Chinesen die schuld, sie sind die die Diebe", formuliert es Ariel Katz, Iura- Professor an der University of Toronto, pointiert. Ihm zu folge liegt es im Interesse der Konzerne, dass Software-Piraterie als falsch und unmoralisch gesehen wird: "Im wirtschaftlichen Sinne mag das nicht unbedingt stimmen, wird aber in der Öffentlichkeit so gesehen". (red)