Wien/Brüssel – Im August gezeugt, darf das neue Unternehmenskind nach monatelanger Wehenarbeit nun endlich das Licht der heimischen Telekomwelt erblicken. Nachdem die EU-Kommission trotz anfänglicher schwerer Wettbewerbsbedenken nach achtmonatiger Prüfung endgültig genehmigt hat (DER STANDARD berichtete), gibt es in Österreich zwar künftig einen Handynetzbetreiber weniger, die Vielfalt der Marken bleibt jedoch erhalten.

Beide Marken – mit dem magentafarbenen T der T-Mobile und dem einprägsamen "Der- Speck-muss-weg"-Slogan von Telering – werden mit ihren jeweiligen Tarif- und Markenwelten auf "unberaumte Zeit" fortgeführt. Dies betonte der österreichische T-Mobile-Geschäftsführer auf einer Pressekonferenz.

Kaufpreis bei 1,3 Milliarden Euro

Mit dem voraussichtlichen Closing am 28. April werden die Geschäftsanteile von Telering-Eigentümer Western Wireless rechtsgültig an die Deutsche-Telekom-Tochter T- Mobile Austria verkauft, Telering wird somit eine Tochter von T-Mobile Österreich. Der Kaufpreis liegt bei 1,3 Mrd. Euro und ist damit nach der Beteiligung der Telecom Italia an der Telekom Austria für umgerechnet knapp zwei Mrd. Euro im Jahre 1998 die größte Transaktion in der Geschichte des österreichischen Telekom-Marktes.

Unmittelbar nach dem Closing erfolgt Anfang Mai die operative Zusammenführung beider Unternehmen und ihrer Mitarbeiter, die Pölzl binnen sechs Wochen durchziehen will. Wesentlicher Punkt dabei ist ein Personalabbau in einem Ausmaß von fünf bis zehn Prozent auf Basis der derzeit rund 500 Telering- Mitarbeiter. Das heißt, dass bis zu 50 derzeitige Telering- Mitarbeiter gekündigt werden. Für die geplanten Kündigungen wurde Pölzl zufolge bereits Ende des Jahres ein Sozialplan ausgearbeitet. Der T- Mobile-Austria-Chef rechnet infolge des Synergiepotenzials des Übernahmedeals mit weiteren Mitarbeiterreduzierungen, diese sollen jedoch im Rahmen der "natürlichen Fluktuation" erfolgen.

"Unsere Motivation der Übernahme war vor allem eine Erhöhung der Kundenbasis und eine Umsatzsteigerung", formulierte Pölzl erneut die Gründe und Ziele des Deals. Gemeinsam erreichen beide Mobilfunkunternehmen nun einen Kundenstock von rund 3,2 Millionen Netzteilnehmern und damit einen Marktanteil von rund 37 Prozent und rücken nahe zum "gelben Lieblingsmitbewerber" (Pölzl) Mobilkom (A1) mit 3,2 Mio. Kunden auf.

Wettbewerb

Pölzl machte erneut deutlich, dass es durch die Übernahme zu allem anderen als einem Erlahmen des Wettbewerbs auf dem heimischen Mobilfunkmarkt komme: Netzübergreifende Tarife zwischen T-Mobile und Telering seien zwar derzeit nicht vorgesehen, die niedrigpreisige Positionierung des "Speckjägers" Telering werde nicht nur weitergeführt, sondern in Zukunft noch schärfer ausgebaut.

Die EU-Kommission genehmigte die Übernahme nur unter strengen Auflagen: So muss T-Mobile einen Großteil der Netzinfrastruktur und Sendefrequenzen zu günstigen Konditionen an den jüngsten Wettbewerber, "3" (Hutchison) abgeben. Dieser solle nun nach den Erwartungen der Kommission die Rolle des Preisbrechers übernehmen, geht aus einer Aussendung der Kommission hervor. Aber auch One, der drittgrößte heimische Netzbetreiber, erhofft sich nun einen zusätzlichen Kundenzustrom und sieht die Rolle des Hechts im Karpfenteich auf sich zugeschnitten. (Karin Tzschentke, Michael Moravec, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.4.2006)