Infografik: Rekordgewinne der Ölkonzerne, Ölpreisentwicklugn seit 2005

Grafik: STANDARD
Der zügig nach oben kletternde Ölpreis erhitzt die Gemüter, denn Europas Autofahrer müssen derzeit für Benzin so tief in die Tasche greifen wie noch nie. Und eine Entspannung ist auf den Rohölmärkten nicht in Sicht. Im Gegenteil: Am Freitag überschritt der Preis für ein Barrel Öl (159 Liter) in New York die historische Marke von 75 Dollar (60,90 Euro). In London erreichte der Preis für die Nordseesorte Brent zeitweise den historischen Höchststand von 74,79 Dollar pro Barrel.

Angeheizt werden die Preise durch gesunkene Rohöl-und Benzinvorräte in den USA sowie den Atomstreit mit dem Iran. Dadurch stiegen die Ängste vor einem globalen Versorgungsengpass.

Die Finanzminister der sieben größten Industriestaaten (G-7) befürchten indes, dass die Weltwirtschaft durch die hohen Ölpreise Schaden nehmen könnte. Von den Entwicklungen auf den Ölmärkten gingen "Risiken" für die globale Konjunktur aus, hieß es in dem Entwurf für ein gemeinsames Kommunikee der G-7-Finanzminister. Sie fordern zudem mehr Transparenz auf den Ölmärkten, eine effizientere Energienutzung und mehr Ölförderung.

Quote bleibt gleich

Die Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec) will ihre Förderquote nicht ausweiten. Bei ihrem informellen Treffen heute, Montag, werde nach Angaben des Iran keine Ausweitung der Produktion beschlossen. Die Organisation produziere bereits am Maximum ihrer Fördermengen, sagte der iranische Ölminister Kasem Wasiri-Hamaneh am Sonntag. Die Versorgung des Marktes durch die Opec sei ausreichend.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad hat die Rekord-Ölpreise zuletzt als sehr gut bezeichnet. "Diese reichen und industrialisierten Länder, die über Milliarden an Dollar verfügen, sollten den wirklichen Preis für Rohöl bezahlen", sagte er der iranischen Nachrichtenagentur. Der Iran ist der viertgrößte Erdölexporteur der Welt.

Fairer Preis: 100 Dollar

Im Gegensatz zu Preissenkungen für westliche Industrien denke der Iran eher darüber nach, wie arme Länder Öl billiger erwerben könnten, sagte Ahmadi-Nejad. Die Opec verfüge über einen Fonds, der Entwicklungsländer bei Ölkäufen unterstützen könnte. Iranische Parlamentsabgeordnete bezeichneten kürzlich einen Preis von 100 Dollar je Barrel als angemessen.

FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache kritisierte in der ORF-"Pressestunde" die hohen Ölpreise vor allem im Vergleich mit den Rekordgewinnen der OMV. Der Mineralölkonzern konnte im vergangenen Jahr seinen Gewinn fast verdoppeln (siehe Grafik). Strache forderte, die OMV solle sich bemühen, Benzin billiger abzugeben. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.4.2006)