Kaum ein Straßenzug oder Brückengeländer, wo derzeit in Innsbruck nicht Wahlwerbung gezeigt wird. Kleinere Listen gehen nahezu unter. Unübersehbar die rechts- populistische Propaganda der FPÖ und des Ex-Blauen Federspiel.

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Innsbruck - Elf Listen treten am kommenden Sonntag bei der Innsbrucker Gemeinderatswahl an. Gleich drei davon haben Bezüge zur FPÖ. Der Gärtner Richard Heis ist Spitzenkandidat der originalen FP, die drei Mandate und 7,8 Prozent der Stimmen verteidigt. Als einzige Partei hat die FPÖ wiederholt ihren Bundeschef nach Innsbruck geholt, das Echo auf H.-C.-Strache-Auftritte hielt sich aber in Grenzen. Die FP-Themen im Wahlkampf sind wenig überraschend "Asylmissbrauch", "Überfremdung" und "Kirchturm statt Minarett".

"Tiefster Kommunismus"

Aggressiver, aufwändiger und mindestens so weit rechts angesiedelt ist der Wahlkampf von Rudi Federspiel. Er war 1998 als amtierender Tourismusstadtrat von der damaligen Parteichefin Susanne Riess-Passer, oftmals auch "Königskobra" genannt, aus der FPÖ ausgeschlossen worden, trat 2000 erfolgreich mit seiner "Freien Liste" an (zwei Mandate/6,7 Prozent) und sitzt seit 2003 als Intimus von Landeshauptmann Herwig van Staa für die ÖVP im Tiroler Landtag. Federspiels Wahlkampf richtet sich vor allem gegen das Schreckgespenst vom rot-grünen Chaos, bei den Grünen ortet er "tiefsten Kommunismus".

"Bürgerliste Engelbrecht"

Chancenlos dürfte die "Bürgerliste Engelbrecht" von Robert Engelbrecht sein, zuletzt einer der drei FP-Gemeinderäte und zu Jahresanfang wegen Beleidigung des Landesparteiobmanns Gerald Hauser aus der FPÖ ausgeschlossen.

Die Kandidatur einer BZÖ-Liste war zumindest öffentlich zu keiner Zeit ein Thema, BZÖ-Nationalrat Klaus Wittauer unterstützt Bürgermeisterin Hilde Zach.

Mit einem sicheren Mandat kann erneut der inzwischen 77-jährige Helmut Kritzinger rechnen, der mit dem "Tiroler Seniorenbund" gekoppelt an die Bürgermeisterliste "Für Innsbruck" antritt und das Angebot an ÖVP-Listen abrundet.

"InnsbruckLINKS!"

Als "InnsbruckLINKS!" kandidiert ein Personen- und Organisationenbündnis, dem unter anderem die KPÖ und die Migrantenorganisation ATIGF angehört. Soziale Themen sind der Programmschwerpunkt, und die Kandidatur ist der neuerliche Versuch, eine linke Sammelbewegung zu begründen.

Erstmals versuchen es die "Liste Lefti" und die "Unabhängige Bürgerliste". Lefteris Grigoriadis ist der in Innsbruck sehr bekannte Leiter des Griechischen Kulturinstituts, sein zentrales Thema ist das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen. Die "Unabhängige Bürgerliste" schließlich vereint einen Teil der Aktivisten jüngster Protestbewegungen gegen die neue Hungerburgbahn und die Autobahnabfahrt Innsbruck Mitte.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen "Für Innsbruck", Grünen, SPÖ und ÖVP, die alle Ambitionen auf den Bürgermeisterstuhl haben, könnte einen Sog zu den "Großen" und eine höhere Wahlbeteiligung (zuletzt 59,1 Prozent) auslösen. Vor sechs Jahren haben neun der damals 13 kandidierenden Listen den Sprung in den 40-köpfigen Gemeinderat geschafft. Dank des Wahlrechts ist man dort ab etwa 2,2 Prozent der Stimmen vertreten, zuletzt waren das rund 1000 Stimmzettel. (Hannes Schlosser/DER STANDARD, Printausgabe, 19.4.2006)