Wien – Zwei "Erfindungen" der Moderne und ihr (Wechsel-)Verhältnis stehen im Zentrum der aktuellen Filmschau des Filmarchivs Austria: "Psyche im Kino. Sigmund Freud und der Film" sowie eine gleichnamige Anthologie, herausgegeben von Thomas Ballhausen, Günter Krenn und Lydia Marinelli.
Freud selbst schenkte dem Kino keine besondere Beachtung. Dafür fanden seine Begriffe und Konzepte zum Beispiel in der filmwissenschaftlichen Theoriebildung ab den 1960er-Jahren ihren Niederschlag. Im Zuge ideologiekritischer Auseinandersetzungen mit dem Kino und seinen Wirkungsweisen rückte die Untersuchung von Analogien zwischen dem psychischen Apparat und dem "Apparat des Kinos" ins Zentrum des Interesses.
In der Folge widmete man sich sowohl den äußeren medienspezifischen Rahmenbedingungen, die die Filmwahrnehmung strukturieren, wie auch – anhand von konkreten Filmen – Fragen der Identifikation, des (patriarchalen und des weiblichen) Blicks oder der Schaulust.
Best of Psycho-Kino
Die im Metro-Kino gezeigte, einschlägige Filmauswahl ist gewissermaßen ein Best-of zum Thema: zum einen in Form von Filmen, die die Psychoanalyse – oder die Biografie ihres Begründers – ganz direkt zum Gegenstand haben: So etwa G. W. Pabsts "Geheimnisse einer Seele" (1926), der den Untertitel "Ein psychoanalytischer Film" trägt, unter Beiziehung von Hanns Sachs und Karl Abraham entstand und den Versuch unternahm, die neue Behandlungsmethode anhand eines Fallbeispiels darzustellen – Freud äußerte sich dazu schon im Vorfeld skeptisch.
Oder – als Beispiel der vor allem im US-Kino praktizierten Popularisierung psychoanalytischer Erkenntnisse und Verfahren – Alfred Hitchcocks "Spellbound", der eine Analytikerin (Ingrid Bergman) mit einem offenkundig traumatisierten Kollegen (Gregory Peck) konfrontiert.
Rund um Hitchcocks Filme – auch Psycho und Vertigo stehen auf dem Programm – drehten sich denn auch umgekehrt eine Reihe filmtheoretischer Studien, die unter Berufung auf Freud und Jacques Lacan das "filmische Unbewusste", die der Erzählung zugrunde liegenden ideologischen Implikationen untersuchten.
Außerdem wurde der Film als einem wesentlichen Untersuchungsgegenstand der Analyse verwandt betrachtet: einerseits als eine Art Wachtraum, dem das Publikum im dunklen Kinosaal stillgestellt nachhängt, andererseits als ein Mittel, Visionen, Träume adäquat darzustellen.