Bernhard Ölz hält nicht von reinen Gründerzentren.

Die Vorarlberger Standortentwicklungs- und Investorengruppe Prisma hat sich still und heimlich zu einem europaweiten Player bei privaten Technologiezentren entwickelt. Warum die Prisma jetzt immer mehr auch in Wien aktiv wird, aber der CEE-Raum noch nicht bearbeitet wird, erklärt Prisma-Chef Bernhard Ölz im STANDARD- Gespräch .

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STANDARD: Sie bauen Ihre Aktivitäten in Wien massiv aus, realisieren derzeit das Poliklinik-Großprojekt mit Wohnungen und Technologiearbeitsplätzen, errichten Impulszentren. Gibt es in diesem Bereich in Wien nicht schon genügend professionelle Anbieter?

Bernhard Ölz: In unserem Kerngeschäft, der Entwicklung und Realisierung von hochspezialisierten Technologieparks, gibt es nur wenige Mitbewerber. Ich kenne sonst kein privates Unternehmen in Mitteleuropa, das so wie wir bereits 20 Technologieparks errichtet hat und diese auch weiter betreut. Das ist auch der Grund, warum die ehemalige Wiener Stadträtin Brigitte Ederer uns damals eingeladen hat, in Wien auch so etwas zu realisieren.

STANDARD: Was ist denn das Besondere an Ihrer Arbeitsweise?

Ölz: Dass wir in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Wien beispielsweise das Vienna Biocenter realisiert haben, das sich auf den Life-Science-Bereich konzentriert, und das wir regelmäßig erweitern müssen, um die Nachfrage zu befriedigen. Andererseits haben wir am Wiener Gürtel ein Impulszentrum errichtet, welches auch für Unternehmensgründer besondere Vorteile bietet, beispielsweise flexible Kündigungsmöglichkeiten und Mietzuschüsse.

STANDARD: Also ein Gründerzentrum ...

Ölz: Nein, kein reines Gründerzentrum, von denen halte ich wenig. Das sind Bastelburgen für Erwachsene ...

STANDARD: ... das sehen viele aber anders. Gründerzentren, also Bürohäuser, die Unternehmensgründern für eine begrenzte Zeit offen stehen und viel Infrastruktur bei günstigen Mieten bieten, gelten als besonders effiziente Förderung von Jungunternehmern.

Ölz: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass eine Durchmischung von etablierten Unternehmen mit Neugründern wesentlich vorteilhafter ist – und vor allem auch den Jungunternehmern viel mehr bringt. Und eine gute Infrastruktur, beispielsweise eine leistungsstarke und günstige Internetanbindung, viele Dienstleistungen im Haus bis hin zu einem guten Restaurant, ist heute nicht nur für Jungunternehmer, sondern für alle Mieter wichtig. Mit diesem Konzept sind wir auch in Innsbruck sehr erfolgreich unterwegs, dort erweitern wir derzeit das Flächenangebot ...

STANDARD: ... was, höflich gesagt, mutig ist. Innsbruck hat bei Büroflächen die höchsten Leerstandsraten Österreichs.

Ölz: Das mag schon sein. Wir haben jedenfalls einen Großteil der neuen Flächen, die Ende dieses Jahres fertig sein sollten, bereits verwertet und sind derzeit eher mit dem Problem konfrontiert, welche der insgesamt 40 Interessenten zum Zug kommen.

STANDARD: Das klingt fast nach einer bürokratischen Zuteilung von Büroflächen ...

Ölz: Es ist schon so, dass wir uns die Mieter sehr genau aussuchen. Natürlich ist es nicht leicht, Mieter wegzuschicken, vor allem, wenn man noch – wie das früher manchmal auch der Fall war – noch viele Flächen frei hat. Aber wie bei Einkaufszentren ist auch bei Impuls- und noch mehr bei Kompetenzzentren der richtige Nutzermix von entscheidender Bedeutung. Manchmal ist es wirtschaftlich sinnvoller, eine Fläche länger leer stehen zu haben, als einen nicht dazupassenden Mieter hereinzunehmen. Langfristig trägt der ideale Mietermix von gut zueinander passenden, sich ergänzenden Mietern sehr viel zur Wertigkeit einer Büroimmobilie bei. Das ist auch ein Grund, warum wir selbst in Märkten mit hohem Leerstand keine Probleme bei der Vermietung haben.

STANDARD: Es fällt auf, dass Sie zwar in Süddeutschland aktiv sind, aber, anders als die meisten Ihrer Branchenkollegen, nicht im CEE-Raum.

Ölz: Richtig, wir haben in Friedrichshafen Teile des Flughafenareals gekauft und errichten dort einen technologieorientierten Businesspark, unter anderem mit Schwerpunkt auf innovative Unternehmen im Umfeld der Fahrzeug- und Flugzeugindustrie. Der erste Bauteil auf der 17.000 Quadratmeter großen Fläche ist derzeit zu 60 Prozent vorverwertet und wird 2007 fertig gestellt, weitere Baustufen bereiten wir gerade vor. Sieht man von Ungarn, der Slowakei und Tschechien ab, wo wir bereits auf Liegenschaftssuche sind, halten wir den CEE-Raum für unsere Art von Spezialimmobilien für nicht reif genug. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15./16./17.4.2006)