"Tank Trash" von Cartier

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Im Vergleich zum weitläufigen und vor allem umtriebigen Geschehen in Basel besticht der Salon International de la Haute Horlogerie durch Exklusivität und Überschaubarkeit. Seit 1991 präsentieren sich Basel-"Abtrünnige", zu denen in erster Linie Mitglieder der Richemont-Gruppe gehören, in den Räumlichkeiten der Genfer Messe direkt am Flughafen. Was dort zunächst in kleinem Rahmen begann, hat sich inzwischen zur bemerkenswerten Show gemausert, in der purer Luxus, uhrmacherische Komplikationen und Exponate der feinen Juwelierkunst den Ton angeben. Zutritt haben nur geladene Gäste. Im Gegensatz zur Basler Messe gibt es keinen freien Kartenverkauf, denn die Aussteller möchten ihre Neuigkeiten - nicht zuletzt auch aus Sicherheitsgründen - nur namentlich bekannten Gästen präsentieren.

So funkelt und glitzert es in den Vitrinen, was das Zeug hält. Diamonds, the girl's best friends, sind beliebter denn je. Vor allem die neuen Märkte im Mittleren und Fernen Osten schätzen den Glanz edler Steine auf Gehäuse, Zifferblatt und Armband. Daneben gibt es freilich auch den puristischen Minimalismus für Menschen, die ihren Wohlstand ungern zur Schau stellen. Wie auch immer: Die Branche boomt wie nie zuvor.

Audemars Piguet "Millenary Damen" - mit ganz neuem Gesicht

Die Gehäuseform der "Millenary" von Audemars Piguet ist queroval. Und daraus lässt sich etwas machen, wenn man die nötigen Einfälle hat. Die Zifferblattgestalter der Manufaktur im Vallée de Joux haben ihre Kreativität genützt, um im Oval zwei Indexierungen miteinander zu verschmelzen. Die Ziffern sind gemischt arabisch und römisch, der leicht surrealistische Größenverlauf sowie die Bewegungen rund ums Zifferblatt verleihen der Armbanduhr jenen gewissen Schwung, den Damen mitunter schätzen. Zu haben ist das Ganze in Stahl, Weiß-, Gelb- oder Rotgold - ganz wie frau es wünscht und zahlen kann. Die Preise beginnen bei etwa 11.000 Euro. Keine Wahl bietet die Technik. Die Uhrwerke ticken ausnahmslos mechanisch. Den Aufzug besorgt ein Rotor.

Lasst Blumen sprechen! "Image" von Baume & Mercier

So viel in aller Kürze vorweg: Durch "Catwalk", den Laufsteg, hat Baume & Mercier dem Feminismus im Uhrendesign eine neue Dimension verliehen. Doch das sind die sprichwörtlichen "tempi passati". Die Zukunft gehört der "Image-Kollektion". Die Modelle fallen durch ihre Blumenmotive auf Perlmutt-Zifferblättern aus dem Rahmen. Die Entwürfe der japanisch inspirierten Motive stammen aus dem eigenen Haus. Egal, mit welcher Gehäuseform frau sie kombiniert, der quadratischen der "Diamant", der rechteckigen der "Hampton Milleis" oder der zwölfeckigen der "Riviera": In jedem Fall sprechen die Blumen ihre eigene Sprache. Gemeinsame Merkmale sind Stahlgehäuse, mehr oder minder viele Diamanten und präzise Quarz-Elektronik. Erlaubt ist, was gefällt.

Der verunglückte Panzer: La Montre Tank Crash de la Collection Cartier Libre

An diese Zeiten sollte Frau sich durchaus noch erinnern können: 1965, London swingt, und Cartier kreiert seinen ersten "Crash". Eine im wahrsten Sinne des Wortes verunglückte Armbanduhr, mit deformierten Konturen. Wegen dieser geschundenen Gestalt bewegte "Crash" die Gemüter, trotzdem ging die Uhrenlinie in die Geschichte ein. 2006 schwingt sich der Esprit des Cartier- Libre-Stils zur Höchstform auf: La Montre Tank Crash, die Allegorie einer Zeit, welche verrutscht und entgleitet. Die

Uhrzeit verteilt sich auf gleich drei Zifferblätter, weil sich drei Rechtecke kunstvoll kreuzen. Das Unglück verkehrt sich zu Glück, weil sich die Designkunst am Handgelenk schöner Frauen mit der elektronischen und daher dauerhaft präzisen Zeitmessung vermählt. Verschiedene Ausführungen, circa 22.000 Euro.


Ausdrücklich für Frauen: Cat's Eye von Girard-Perregaux

Frauen lieben Quarzuhren - sagt man. Stimmt irgendwie schon. Aber nicht ausschließlich. Es gibt durchaus Repräsentantinnen des zarten Geschlechts, die das Ticken der mechanischen Uhr mit dem Herzschlag der menschlichen Kultur gleichsetzen. Das "Katzenauge" gehört seit 2004 zur Damenuhrenkollektion von Girard-Perregaux. Neueste Vertreterin dieser Linie ist "Cat's Eye" mit biretrograder Anzeige. Im Zenit des schwarzen Perlmutt-Zifferblattes nimmt der Mond im Laufe seines Zyklus zu und wieder ab. Retrograde, also rückspringende Zeiger stellen die Sekunden und Wochentage dar. Dazu gibt es im Zentrum ein Datumsfenster. Für die Teilung der an sich unteilbaren Zeit zeichnet das Manufaktur-Automatikkaliber Werk GP 03390 verantwortlich.


Hommage an den Dichter: IWC und Antoine de Saint Exupéry

Weil sie seinen Namen nur schwer aussprechen konnten, nannten die Amerikaner den hoch verehrten Dichter und Flugpionier kurz "Saint-Ex". Bei den Franzosen ist Major Antoine de Saint-Exupéry, der am 31. Juli 1944 von einem Aufklärungsflug mit seiner Lightning P38 nicht mehr zurückkehrte, gar ein echter Nationalheld. 1931 hatte er den Roman "Nachtflug" verfasst. Exakt 75 Jahre danach ehrt der Schaffhauser Fliegeruhren-Spezialist IWC diesen Mann mit einem limitierten Fliegerchronografen. Genau 1931 Exemplare der Spezialedition wird es geben - alle mit tabakfarbenem Zifferblatt, spezieller Magnetfeldabschirmung, Selbstaufzug, Totalisatoren bis zu 12 Stunden und einem Konterfei am Boden. 1630 in Edelstahl, 250 in Rotgold, 50 in Weißgold und ein Auktionsunikat in Platin. Der Roman "Nachtflug" gehört natürlich zum Lieferumfang. -->weitere Uhren Eine Armbanduhr, drei Gesichter: La Grande Complication Tryptique von Jaeger-LeCoultre

So viel Reverso gab es in der ganzen Geschichte noch nicht. Zum 75. Geburtstag präsentiert Jaeger-LeCoultre die Grande Complication à Tryptique. Erstmals überhaupt besitzt ein Zeitmesser fürs Handgelenk über drei Zifferblätter: eines für die bürgerliche Zeit vorn im Wendegehäuse, rückwärtig Sternenhimmel, Tierkreiszeichen, Zeitgleichung, Sonnenauf- und -untergang. In der Bodenplatte befindet sich noch ein ewiges Kalendarium. Insgesamt verfügt das Handaufzugswerk über 18 verschiedene Komplikationen und bislang einmalige konstruktive Details, die in einem Tourbillon mit neuartiger Chronometerhemmung, von Jaeger-LeCoultre Isometer-Hemmung bezeichnet. Die Verbindung zwischen den Gehäuseteilen stellt ein ausgeklügelter und deshalb patentierter Hebelmechanismus her. Insgesamt schützen sechs Patente die Armbanduhr mit 17,9 Millimeter hohem Platingehäuse, deren Preis bei circa 340.000 Euro liegen soll.


Weniger ist mehr: "Richard Lange" von A. Lange & Söhne

Der französische Flugpionier und Nationalheld Antoine de Saint Exupéry war ein Mann klarer Worte. "Vollkommenheit entsteht nicht dann, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern dann, wenn man nichts mehr wegnehmen kann." Wie Recht er doch hatte. In unseren Tagen der gestalterischen Überfrachtung vieler Armbanduhren wirken seine Worte wie Balsam auf der Seele. Vielleicht hat einer der Produktverantwortlichen bei Lange & Söhne die- se weise Erkenntnis gelesen. Die neueste Entwicklung aus dem abgeschiedenen Müglitztal trifft diesbezüglich den Nagel nämlich auf den Kopf. "Richard Lange" ist eine Hommage an den kreativen Sohn des Firmengründers und eine reduzierte Armbanduhr - mit Goldgehäuse, neuem Handaufzugswerk, klarem Zifferblatt, drei Zeigern und optimaler Präzision.


Panerai meets Ferrari: Gran Tourismo Chronograf

Die Meldung ist nicht mehr ganz neu: Panerai kooperiert mit Ferrari. Brandaktuell sind jedoch die Uhren mit dem rasanten Logo am Zifferblatt. Zu den Debütanten gehört der Gran Tourismo Chronograf mit Selbstaufzug und ferrarigelbem Zifferblatt. Das kissenförmige Stahlgehäuse ist bis 100 Meter wasserdicht, kann und will seine Panerai-Provenienz unter keinen Umständen verleugnen. Für die zeitschreibenden Akte zeichnet das Rotorkaliber OP XII mit 30-Minuten-Zähler bei der "3" verantwortlich, das man unter dem Namen Valjoux 7753 besser kennen dürfte. Vor dem Einbau ins Gehäuse hat jedes einzelne Uhrwerk einen Test der offiziellen Schweizer Chronometerkontrolle hinter sich. Sicher ist sicher.


Weniger ist mitunter mehr: Parmigiani Kalpa Tonda

Dem Prinzip des Schlichten huldigt auch Parmigiani, Fleurier, und zwar bei der Kalpa Tonda mit dem Manufaktur-Automatikwerk PF331.01, welches über eine Gangautonomie von stattlichen 55 Stunden verfügt. Das feine Uhrwerk besitzt einen Durchmesser von 25,6 Millimetern, zwei Federhäuser, 32 funktionale Steine und eine Schwungmasse aus 22-karätigem Gold. Die Anzeigen beschränken sich auf Zeiger für Stunden, Minuten und Sekunden sowie ein Fensterdatum. Das war's. Die Gehäuse gibt es in einem Durchmesser von 39 oder 42 Millimetern, wobei sich Ersterer durchaus auch ans zarte Geschlecht wendet, das neugierigen Blicken durch den Glasboden nicht abgeneigt ist.


Piaget huldigt dem Kissen: Emperador mit neuem Werk

Es ist gerade einmal vier Millimeter hoch, das neue Kaliber 850P von Piaget. Der Zeitantrieb mit automatischem Aufzug läuft 72 Stunden am Stück und verfügt über eine Unruhfrequenz von drei Hertz oder stündlich 21.600 Halbschwingungen. Beim Blick aufs Zifferblatt sticht Vielfalt ins Auge. Zwischen "4" und "5" rotiert eine kleine Sekunde. Gegenüber liegend, zwischen "7" und "8", befindet sich eine Indikation für eine zweite Zonenzeit, und unterhalb der "12" gibt es ein breites Datumsfenster. Das Gehäuse besteht aus Rotgold. Allein der Preis war noch nicht in Erfahrung zu bringen.


Voyeuristische Gefühle: "Open" von Vacheron Constantin

Männer mit ausgeprägtem Mechanik-Tick besitzen oftmals auch einen ausgeprägten Hang zum Voyeuristischen. Diesen können sie bei der "Malte Perpetual Calendar Open Face" von Vacheron Constantin trefflich ausleben. Diese Platin-Armbanduhr zeigt mehr, als sie verbirgt. Zum Beispiel den komplexen Kalendermechanismus durch das transparente Zifferblatt. Zeiger mit weißen Tafeln an den Spitzen unterlegen das jeweils Angesagte. Den mechanischen Part besorgt das Automatikkaliber 1226QRPD, dessen Rotgoldplatine gut mit den Stahlteilen des Kalenderwerks kontrastiert. Der Preis ist noch unbekannt. (Gisbert L. Brunner/Der Standard/rondo/14/4/2006)