Man weiß nicht viel von Judas, dem Menschen, wohl aber das Entscheidende von Judas, dem Apostel, der Jesus verraten hat, dafür dreißig Silberlinge nahm, die er später wieder wegwarf. Er endete an einem Baum, ein einsamer Selbstmörder, der erste Verdammte des Christentums, und vielleicht doch auf eine geheimnisvolle Weise auch dessen erster Heiliger. Denn einer musste es tun, es stand schließlich in der Bibel.
Mit dem Verrat nicht allein
Einer musste Jesus verraten. Judas hatte dafür die besten Motive. Er war unzufrieden mit seinem Meister, weil dieser sich nicht gegen die Römer wandte, sondern auf eine Gottesherrschaft setzte, die nicht in erster Linie politisch zu verstehen war. Er war mit seinem Verrat nicht allein, aber neben dem Feigling Petrus setzte Judas doch das markantere Zeichen: Er gab Jesus einen Kuss und lieferte ihn damit an seine Gegner aus. Diese hätten ihn wohl auch so erkannt, aber das verstärkte nur das heilsgeschichtliche Dilemma, als dessen Opfer Judas gelten kann.
Wenn es zur Erlösung einen Kreuzestod braucht, muss einer den Schurken machen. Pilatus wusch seine Hände in Unschuld. Heute ist dem Judas Ischariot der Mittwoch der Karwoche reserviert, man denkt an ihn als den ersten Sünder. Als Leonardo da Vinci das Abendmahl malte, machte er sich auf die Suche nach dem schlechtesten Menschen von Mailand - so steht es in Leo Perutz' Roman Der Judas des Leonardo, ein schönes Beispiel dafür, wie der zwölfte Apostel die Fantasie immer wieder beschäftigt.
Klang wie Heavymetal