Es heulen die Reifen,

es fliegen die Toupets: AMG, der Sport-Veredler von Mercedes-Benz, startet eine PS-starke Modelloffensive. Dezenz und Vernunftargumente sucht man vergebens, denn hier wird aus dem Vollen geschöpft.

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Begonnen

hat es mit einem kleinen Konstruktionsbüro für Rennmotoren: Hans Werner Aufrecht (A) aus Großaspach (G) und Erhard Melcher (M) gründeten anno 1967 ihre eigene Firma. Was danach folgte, schlug sich in schönen Ergebnissen im Rennsport nieder (im Bild ein AMG-Umbau eines SL von 1974).

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Ein

Überraschungserfolg beim 24-Stunden-Rennen von Spa 1971 mit einem feuerroten Mercedes 300 SEL 6.8 AMG richtete erstmals die Scheinwerfer auf die Sportschmiede. In den Neunzigerjahren folgten einige Titel in der DTM (Deutsche Tourenwagen Meisterschaft) und die Ausstattung der Formel 1 mit Safety-Cars.

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Heute

beschäftigt AMG mit Sitz in Affalterbach bei Stuttgart 700 Mitarbeiter und verwandelt jährlich etwa 20.000 Mercedes-Fahrzeuge in Leistungssportler mit Straßenzulassung.

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Die Antwort

auf die Frage, ob ein Serienauto mit mehr als 600 PS und einem Durchschnittsverbrauch von rund 16 Litern vernünftig ist, lautet höchstwahrscheinlich nein. AMG jedenfalls ist der Auffassung, dass ein ohnehin schon riesiger V12-Motor zur besseren Beatmung noch zwei Turbos braucht, womit wir schon bei der 250.000 Euro teuren Brause-Limo S 65 AMG wären.

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Nach dem Motto

"wenn's etwas mehr sein darf" werden bei Bedarf 1000 Nm Drehmoment auf die Kurbelwelle gewuchtet. Zaumzeug dieser Ausgeburt an Kraft ist die Stabilitätskontrolle (ESP). Diese ist im vorliegenden Fall kein Notprogramm, das den Rettungsanker wirft, wenn's brenzlig wird, nein, sie ist ständiger Begleiter, um 612 PS über die Hinterräder auf die Straße zu pressen.

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Drückt man

in einem Anflug von Verwegenheit "ESP off" und parkt den rechten Fuß am Gaspedal, bekommt das Wort "Schwarzfahrer" eine ganz neue Bedeutung: Das Heck setzt zum Überholen an, es riecht plötzlich nach Gummi und im Rückspiegel tauchen zwei dicke (Reifendimension: 285) schwarze Striche am Asphalt auf. Und das nicht nur aus dem Stand.

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Kurios, der Tacho:

Mit der Zahl 360 gibt er lediglich einen Hinweis auf die Leistungsfähigkeit, denn serienmäßig wird bei 250 km/h abgeriegelt - mit der Betonung auf serienmäßig. In 4,4 Sekunden werden zwei Tonnen auf Tempo hundert katapultiert, in bewegenden 13,3 Sekunden stehen 200 km/h an. Die Tachonadel befindet sich dann übrigens dort, wo bei herkömmlichen Skalierungen 100 zu lesen ist.

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Der Innenraum

versprüht mit Wurzelholz, Leder und einer IWC-Uhr gediegene Club-Atmosphäre. Serienmäßig sind auch Multikontursitze, deren Wangen sich in zügigen Kurven aufblasen, damit das Gesicht nicht an der Seitenscheibe klebt.

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Zentraler Punkt

der AMG-Modelloffensive ist die erste Motor-Eigenentwicklung, ein 6,3-V8-Triebwerk. Brachiale Kraft wird auch hier mit einer Beiläufigkeit zelebriert, dass man dem Tacho nur schwer Glauben schenkt.

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Der Motor krächzt,

röchelt oder blubbert, je nach Drehzahl wechselt er die Tonart. Stets zurückhaltend in der Lautstärke, nie Ballermann 8. Der Sauger kommt vorerst im CLK 63 AMG (481 PS, Bild), im ML 63 AMG und R 63 AMG (beide 510 PS) zum Einsatz.

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Im Vorjahr

wurden in Österreich 50 AMG-Modelle verkauft. Speziell vom ML 63 AMG um schlanke 116.093 Euro erwartet sich Mercedes höhere Absatzzahlen.

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Weitere

Hochleistungsmodelle aus der Mercedes-Palette sind bereits im Anrollen: Der CLS 63 AMG und der E 63 AMG (beide 514 PS) setzen noch in diesem Jahr zum flotten Überholen an. (Gregor M. Waidacher, AUTOMOBIL, 7.4.2006)

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