Die mächtige Großbaustelle vom Bahnhof Wien-Nord am Praterstern und der künftigen U2-Station darunter. In ihrem Schatten wurde ein innovatives Selbstbau- und Recyclingprojekt verwirklicht: der Neubau des Szenelokals Fluc.

Foto: Robert Newald
Wien - "Hier kennt sich kein Mensch aus," zeigt sich ein Passant, der die Hinweisschilder für den Zugang zur S-Bahn am Praterstern studiert, ratlos. Noch beherrscht die Großbaustelle rund um den entstehenden Bahnhof Nord, der künftig nur mehr "Wien Praterstern" heißen wird, die Szenerie des unwirtlichen Verkehrsknotenpunkts. Aber auch im umliegenden Areal wird sich in naher Zukunft vieles ändern. Das Tempo, mit dem die Stadtplaner mithalten müssen, gibt die Fußball-Europameisterschaft 2008 vor: Bis dahin sollen der Praterstern, der Wurstelprater und die Stadion-Umgebung in neuem Licht erstrahlen. Daneben treibt die Verlängerung der U2 die Stadtentwicklung in der Leopoldstadt voran.

Am Praterstern deutet bereits das Stahlgerippe auf den markantesten Teil des Bahnhofs, ein 7400 Quadratmeter großes Glasdach, hin. Nach der zehntägigen Sperre der S-Bahn-Station über Ostern (DER STANDARD berichtete) wird der erste neue Bahnsteig in Betrieb genommen. Bis 2008 muss der von Architekt Albert Wimmer geplante 97 Millionen-Euro-Umbau inklusive Reisezentrum und Shopping-Center fertig sein. Erst nach der EM werden die Verkehrsflächen rund um den Bahnhof in Angriff genommen. Denn Sicherheits-Vorschriften der FIFA verbieten Baustellen in der Nähe von Stadien.

Frühestens ab Mitte 2008 können auch die Arbeiten für ein weiteres ÖBB-Gebäude beginnen. An dem Platz, an dem die Nordbahnstraße in den Praterstern mündet und derzeit ein Containerdorf steht, wird ein von den Architekten Helmut Richter und Silja Tillner entworfenes, siebenstöckiges Bürogebäude errichtet.

Kein Plan vom Master
Weniger klar sind die Pläne für den "Prater Neu". Seit drei Jahren wurstelt der Themenpark-Spezialist Emmanuel Mongon an einem Masterplan, dessen hartnäckige Nicht-Veröffentlichung die Rathaus-Opposition und die Praterunternehmer regelmäßig in Rage bringt. Kürzlich wurde ein neuer Flächenwidmungsplan präsentiert, der im wesentlichen die flexiblere Gestaltung der Wege und die Errichtung von Parkhäusern entlang der Ausstellungsstraße enthält. Der Masterplan selbst wird laut Vizebürgermeisterin Grete Laska (SP) im Juni vorgestellt, bis dahin soll der Platz um das Riesenrad mit neuen Ständen attraktiviert werden.

Ins Stocken geraten ist derzeit auch die Verlängerung der U2 vom Schottenring Richtung Praterstern. Zwei Hausbesitzer hatten sich gegen die Untertunnelung ihrer Grundstücke gestemmt, eine Einigung über eine Entschädigung steht noch aus. Noch sei die Fertigstellung bis 2008 nicht in Gefahr, versichert SP-Finanzstadt Sepp Rieder.

"Viertel Zwei"

An der Entwicklungsachse U2 liegt auch das 40.000 Quadratmeter große Areal nördlich der Trabrennbahn Krieau, auf dem in den nächsten zwei Jahren unter dem Titel "Viertel Zwei" ein 80-Meter-Hochhaus, ein Hotel und ein kleineres Bürogebäude entstehen. Herzstück des neuen Stadtteils wird ein rund 5000 Quadratmeter großer See.

Einkaufsmöglichkeiten wird ein Stück weiter östlich das im Vorfeld umstrittene Shoppingcenter neben dem Ernst-Happel-Stadion bieten, das bereits im Herbst 2007 mit 21.000 Quadratmetern Geschäftsfläche aufwarten soll.

Nordwestlich des Pratersterns harrt ein weiteres Areal auf seine Bebauung: Auf dem insgesamt 75 Hektar großen Gebiet des Nordbahnhofgeländes entstehen neben der Radlersiedlung "Bike-City" 9000 Wohnungen, 20.000 Arbeitsplätze und ein zentraler Park. Die Fertigstellung ist in Etappen bis 2020 geplant. (Karin Krichmayr, DER STANDARD-Printausgabe, 04.04.2006)