Die Liste um den Unireform-Kritiker Wendelin Schmidt-Dengler hat zwei Sitze im Senat gewonnen.

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Wien – Die durch das Universitätsgesetz 2002 (UG) festgeschriebene Professoren-Mehrheit im Senat der Universität Wien hat Risse bekommen: Bei den eben beendeten Senatswahlen hat eine Liste um den Uni-Reform-Kritiker Wendelin Schmidt-Dengler zwei Sitze in dem Gremium errungen. Schließen sich diese beiden Vertreter mit dem Mittelbau, den Studenten und dem allgemeinen Personal zusammen, können sie die restlichen Professoren-Vertreter überstimmen.

Und Germanist Schmidt- Dengler kündigt bereits Widerstand an: "Ich werde nicht maulfaul sein." Oder noch kämpferischer: "Ich arbeite durch den Senat auf eine Gesetzesänderung hin."

Die Zusammensetzung des 18-köpfigen Gremiums macht Schmidt-Dengler und den zu seiner Liste zählenden Bildungswissenschafter Christian Swertz zu entscheidenden Playern im Senat: Denn zehn Sitze sind an der Uni Wien für die Professoren, fünf für die Studierenden reserviert. Weitere zwei Sitze stehen dem Mittelbau zu, plus einem für das nicht-wissenschaftliche Personal.

Rektoren-Bestellung

Die Macht des Senates wurde zwar durch das UG stark beschnitten, einige Entscheidungskompetenzen könnten aber gerade für die Uni-Leitung heikel werden. Wenn es etwa an die Bestellung des Rektors geht, geschieht dies basierend auf einem vom Senat erstellten Dreiervorschlag an den letztentscheidenden Uni-Rat. Und wer nicht auf der Liste steht, hat keine Chance auf eine Bestellung zum Uni-Chef.

Uni-Entwicklung

Der amtierende Rektor der Uni Wien, Georg Winckler, ist für das neue Senatsmitglied Schmidt-Dengler ohnedies ein rotes Tuch: "Der Entwicklungsplan kann nur das Werk eines Menschen sein, der nicht weiß, was sich an der Universität abspielt."

Ähnlich sehen das offenbar einige Vertreter des Mittelbaus und der Studenten. Sie beklagen eine unzureichende Einbindung in die Entwicklungsplanung an den einzelnen Fakultäten. Immerhin geht es dabei um die künftige Ausrichtung der Universität: Im Wesentlichen wird im Entwicklungsplan deren Schwerpunktsetzung definiert – über künftige Studienangebote der Uni und deren Organisation entscheidet die so genannte Curricularkommission.

Auch die Zusammensetzung dieses, vom Senat eingesetzten, Gremiums wird kritisiert: So ist es etwa für Romanist und Mittelbau-Vertreter Karl Ille nicht schlüssig, "dass hier eine Mehrheit der Fachfremden über inhaltliche Fragen entscheidet".

Die Diskussion um den Entwicklungsplan geht nun in die heiße Phase. Er ist auch die Basis für die Ende April startenden Leistungsvereinbarungen mit dem Bildungsministerium – und damit Grundlage für die künftige Finanzierung: 80 Prozent des Budgets werden via Leistungsvereinbarungen verteilt. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 1./2.4.2006)