Noch Montagabend wählte die Jury einstimmig diesen Entwurf des Linzer Radsteges zum Sieger des internationalen Architektenwettbewerbs. 66 Vorschläge für den Brückenschlag über die Donau waren eingereicht worden.

Visualisierung: Stadt Linz

Bei Tageslicht sah alles ganz anders aus. Das Siegerprojekt stößt bei den Stadtpolitikern auf kein Gefallen: Zu groß, zu teuer. Mit dem Bau wird es nichts werden.

Visualisierung: Stadt Linz
Linz – "Muss das sein", fragte die Mutter ihren Sohn Klaus Luger, seines Zeichens SPÖ- Planungsstadtrat von Linz. Nein, es muss nicht sein: Die Linzer Rad- und Fußgängerbrücke wird nicht gebaut. Am Montagabend wurde das Siegerprojekt des international ausgeschriebenen Architektenwettbewerbs für den Donausteg gekürt. Der Entwurf von "Woschitz-Horner Arge" aus Wien und Salzburg, wurde einstimmig von der Jury auf den ersten Platz gewählt. Realisiert wird er wohl nicht.

"Eine Schande für Linz", meint der grüne Mobilitätsstadtrat Jürgen Himmelbauer. Der Steg über die Donau gilt als sein Lieblingsvorhaben. Von Anfang an standen die anderen Parteien dem skeptisch gegenüber. So entschloss der Gemeinderat nur den zweistufigen Architektenwettbewerb durchzuführen, aber nicht das Okay zum Bau.

"Ordnungsgemäß" zu Ende

Wenigstens sei der Wettbewerb jetzt "ordnungsgemäß zu Ende gebracht worden", kann Luger der Causa Rad-Steg doch etwas Positives abgewinnen. Denn auch das schien alles andere als klar. Schon Wochen vor der endgültigen Juryentscheidung gerieten die ersten fünf favorisierten Projekte an die Öffentlichkeit. Und, das musste auch Himmelbauer zugestehen, keines entsprach den Vorstellungen der Juroren. Zu opulent gerieten die Entwürfe, aus dem Steg wurden meterhohe Brückenkonstruktionen. Daraufhin wurde nachgebessert, und am Montag ein Sieger gefunden.

Diesen hält Luger aber immer noch für zu aufwändig. Deshalb rät er seiner Partei, in der Gemeinderatssitzung am 20. April nicht für den Bau zu stimmen. Allerdings plädiert er für eine geheime Abstimmung. Dennoch ist sich Himmelbauer schon heute sicher, dass der Steg "gestorben" ist, selbst wenn von der SPÖ, die die absolute Mehrheit besitzt, Mandatare dafür stimmen sollten. So signalisierte ÖVP- Wirtschaftsstadträtin Susanne Wegscheider ebenfalls eine Ablehnung ihrer Partei. Das 12 Millionen-Euro-Projekt "ist wirtschaftlich nicht vertretbar". Die FPÖ lehnte eine derartige "Steuerverschwendung" schon immer ab.

"Unübliche Vorgangsweise"

230.000 Euro wurden bereits für den Steg ausgegeben. Soviel hat die Abwicklung des Architektenwettbewerbes für eine Brücke, deren Bau noch nicht beschlossen war, gekostet. Der Planungsstadtrat glaubt dennoch, dass diese eher "unübliche Vorgangsweise" vertretbar sei: "Hätten wir als Partei mit der absoluten Mehrheit von vornherein Niet zum Steg gesagt, wären wir aufs wüstete beschimpft worden." Das tut jetzt Himmelbauer: Lauter "Umfaller" und "Kleingeister" in der Stadt. (Kerstin Scheller, DER STANDARD-Printausgabe, 29.03.2006)