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"Natürlich" würde in der Causa Karibikgeschäfte auch die Rolle des Aufsichtsrates selbst beleuchtet, so der langjährige amtierende Vizepräsident des Aufsichtsrates, Rudolf Kaske.

Foto: APA/Schlager
Wien - In der Gewerkschaftsbank BAWAG gibt es wieder eine Krisensitzung nach der anderen. Der Rücktritt von ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch hat hier geschockt. Um 14 Uhr tritt der Aufsichtsrat der Bank zu einer Sondersitzung zusammen - wohl zum letzten Mal in bisheriger Formation. Bankpräsident Günter Weninger hat bereits seinen Abgang per 6. April verkündet. Eine Reihe weiterer Abgänge aus der Bank-Führungscrew - aus dem "Karibik"-mitverantwortlichen Management sowie vom Kontrollgremium - steht bevor. Angeblich scheiden demnächst alle Gewerkschafter aus dem BAWAG-Aufsichtsrat aus.

Als Nachfolger für Weninger kursieren schon mehrere Namen, von einstigen Ex-"CA-lern" ist ebenso die Rede wie von Alfred Reiter (Ex-Investkredit) oder Ferdinand Lacina (Ex-Finanzminister).

Lückenlose Aufklärung

Der langjährige amtierende Vizepräsident des Aufsichtsrates, der HGPD-Gewerkschafter Rudolf Kaske, forderte heute vor Beginn der Sitzung "lückenlose Aufklärung" über die "Verantwortung der handelnden Personen". Im Aufsichtsrat werde ein umfassender Sonderbericht über alle Geschäfte der Vergangenheit eingefordert werden. Auch den jüngsten Bericht an die Finanzaufsicht (FMA) lassen sich die Räte vorlegen. Auf dieser Basis würden in den nächsten Tagen wohl Konsequenzen gezogen werden.

"Natürlich" würde in der Causa Karibikgeschäfte auch die Rolle des Aufsichtsrates selbst beleuchtet. Er, Kaske, sei für Kritik immer offen, aber er verwahrte sich heute scharf gegen billige Polemik, was die fachliche Qualifikation von Gewerkschaftern im BAWAG-Aufsichtsrat betrifft. Zuvor hatte die "Kronen Zeitung" polemisch Zweifel geäußert, ob die Gewerkschaftsfunktionäre im BAWAG-Kontrollgremium einen PISA-Test zum Thema "Wie halte ich eine Bilanz richtig?" bestanden hätten. Kaske betonte, er selbst führe nicht nur seit vielen Jahren KV-Verhandlungen, sei im AMS-Verwaltungsrat und ERP tätig. "Sie können von einer entsprechenden Vorbildung ausgehen", so Kaske bei seiner Pressekonferenz zwischen zwei ÖGB-Sitzungen.

Nicht weniger professionell

Er, Kaske, sei über Jahre "mit der Creme de la Creme der bayerischen Finanzwelt", mit Staatskommissären sowie österreichischen Spitzenmanagern im Aufsichtsrat tätig gewesen. Dass da Gewerkschafter weniger professionell gehandelt haben sollen als bayerische Miteigentümervertreter oder als Staatskommissäre stellt Kaske in Abrede.

Aufsichtsratsvorsitzender Günger Weninger hat sein Ausscheiden bereits angekündigt. Seit Wochen wird kolportiert, dass nicht zuletzt nach der Eskalation der Affäre auch die heutigen Vorstandsmitglieder Christian Büttner, Herbert Legradi und Peter Nakowitz (sie waren Vertraute der ehemaligen BAWAG-Spitze, die die Karibikgeschäfte einfädelten bzw. wieder aufnehmen) gehen werden.

Wegen des Refco-Kreditdebakels war bereits zum Jahresende 2005 Johann Zwettler als Generaldirektor zurück getreten. Ihm folgte als neuer Chef der Bank der Wirtschaftswissenschafter Ewald Nowotny, der jetzt noch andere Baustellen aufräumen muss - vor allem die Spätfolgen der einstigen Karibik-Verluste.

Klagen werden geprüft

Gegen verantwortliche pensionierte Manager der Bank werden Klagen geprüft, aus dem amtierenden Vorstand dürften einige für Refco bzw. "Karibik" mitverantwortliche Manager den Hut nehmen müssen - denn angesichts der FMA-Ermittlungen flogen diverse "Ungereimtheiten" in früheren Aussagen auf, hieß es am Montag zur APA.

Seit dem Wochenende steht sogar der Verdacht der Bilanzmanipulation im Raum, laut "profil" geht die Aufsicht jedenfalls diesem schwerwiegenden Verdacht nach. Dass die BAWAG im Jahr 2000 nach einem Milliardenverlust mit einer Haftung des ÖGB gerettet wurde, und das Vermögen des ÖGB, vor allem der Streikfonds, aber zu einem großen Teil aus BAWAG-Aktien besteht, hat bei Bekanntgabe Ende voriger Woche für großes Aufsehen gesorgt. Damit sei die Transaktion ein "In-Sich-Geschäft" gewesen, das nach den Rechnungslegungsvorschriften des IFRS nicht zulässig sei, schreibt auch die heutige "Presse" unter Berufung auf Wirtschaftsprüfer. (APA)