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Markus Kraetschmer wird sich budget mäßig an Mannschaften wie dem GAK orientieren.

Foto:APA/Artinger
Wien - Markus Kraetschmer kann sich durchaus Lustigeres vorstellen. Betrachtet man aber die Situation der Wiener Austria, die immer noch Magna im Namen stehen hat, mit einem "gewissen Augenzwinkern", lässt es sich sogar nett leben. "Salzburg hat uns die Rolle des bösen Kapitalisten abgenommen. Und sie werden sie auch auf Jahre hinaus behalten. Wir sind durch das Engagement von Mateschitz und Red Bull den Menschen sympathischer geworden." Davon, so der Manager, könne sich die Austria freilich nichts kaufen. "Die Wahrheit ist, dass wir die Rolle nicht freiwillig abgegeben haben. Wir wissen nicht, was mit uns passieren wird. Jegliche Form von Planung ist unmöglich, wir leben in einer völligen Ungewissheit."

Kraetschmer glaubt nicht an Stronach Rückkehr

Im Juni 2007 endet der Betriebsführungsvertrag mit Magna, da werden die Zahlungen gestoppt, Goldesel Frank Stronach hat sich ja eine Verstopfung auferlegt. Kraetschmer schließt aus, "dass er sich es anders überlegt. Auf ein Match und ein Lizitieren mit Mateschitz lässt er sich nicht ein, das interessiert ihn überhaupt nicht". Der in Kanada weilende Stronach wird vom Manager über die Ergebnisse informiert, "er will sogar die Aufstellung wissen". Im April kommt der Ex-Boss nach Wien, klärende Gespräche sind erwünscht. Kraetschmer geht davon aus, "dass er drei Visionen aufrecht erhält. Die Akademie in Hollabrunn und die Amateure sind ihm ans Herz gewachsen. Er träumt davon, dass irgendwann elf Absolventen aus Hollabrunn das österreichische Nationalteam bilden. Auch der Stadionneubau bleibt ein Thema".

Kraetschmer sieht die Austria nach Stronach nicht unbedingt in ihrer Existenz bedroht, "aber sie wird anders sein. Völlig abgespeckt. Wir werden uns an Mannschaften wie GAK orientieren müssen. National können wir vorne mitmischen". Stronach ließ sich den Spaß einst 35 Millionen Euro pro Saison kosten, derzeit sind es 25, weitere fünf müssen nun eingespart werden. 2007 droht dann die Halbierung auf zehn. Einen Vorgeschmack gab es am vergangenen Mittwoch im Cup, da sahen 1378 Fans das Match gegen Tirol. Die Einnahmen beliefen sich auf nicht einmal 1500 Euro. Kraetschmer: "Ein Wahnsinn."

Showdown für die Schadensbegrenzung

Wahnsinnig wichtig soll dafür der Sonntag werden. Salzburg kommt ins Horr-Stadion quasi zum Showdown. Vor einer Woche siegten die kapitalen Bullen 3:0. Da war die Geschichte mit dem Armband von Roland Linz, da waren Polemiken und Sticheleien, da war ein Einspruch, da wurden der Ausschluss aufgehoben und das Resultat beglaubigt. Gewinnt die Austria diesmal, beträgt der Vorsprung wieder sieben Punkte. Für Kraetschmer wäre die Erringung der Meisterschaft "eine Schadensbegrenzung. Wir graben bereits Sponsorenfelder ab, mit einem Titel wird die kleine Chance, fündig zu werden, doch ein wenig größer".

Austrias 34-jähriger Manager gehört seit einigen Wochen dem Aufsichtsrat der stronachlosen Bundesliga an. "Als Machtmensch betrachte ich mich nicht. Es geht darum, die Klubs ordentlich zu vertreten." Er bedauert, dass diesem Gremium kein Vertreter Rapids mehr angehört, "schließlich muss ich neidlos anerkennen, dass das der Kult-Klub im Land ist und wohl bleibt. Aber man muss die Entscheidung von Rudolf Edlinger respektieren. Wir laden ihn gerne zu Arbeitsgruppen ein."

Kraetschmer sieht übrigens keinen Interessenkonflikt: "Die Austria hat ja ihre Rolle abgegeben." (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 25.03.2006)