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Günter Weninger, ÖGB-Finanzchef und Bawag-Aufsichtsratschef

Foto: APA/Artinger
Wien - Günter Weninger (65), der einflussreiche "Finanzminister des ÖGB", hat am Freitag seinen Rückzug vom Posten des Aufsichtsratschefs der Bawag P.S.K. bekannt gegeben. Er werde den BAWAG-Eigentümer ÖGB ersuchen, sein Mandat nicht mehr zu verlängern, erklärte Weninger am Freitag in Wien. Planmäßig ausgelaufen wäre seine Funktion, die er seit 1997 ausübt, mit 6. April.

Weninger ist erst in den vergangenen Monaten im Zug der schrittweisen Enthüllungen um umstrittene Geschäfte der Gewerkschaftsbank mit dem US-Brokerhaus Refco sowie in der Karibik (Anguilla) ins Licht der Öffentlichkeit gerückt.

Ende 2005 hatte der frühere BAWAG-Generaldirektor Johann Zwettler im Zuge dessen seinen Hut genommen, ihm folgte der Wirtschaftsexperte Ewald Nowotny an die BAWAG-Spitze nach.

Elektroinstallateur mit Externistenmatura

Weninger wurde am 27. August 1940 in Wiener Neustadt geboren. Zunächst erlernte er den Beruf Elektroinstallateur. Im Jahr 1969 legte er als Externist die Matura ab und begann ein Studium der Volkswirtschaft. Damals war er bereits als Gewerkschaftssekretär tätig.

Seit 1986 im ÖGB-Bundesvorstand

In der Gewerkschaft machte Weninger auch seine Karriere: Nach Anfängen als Jugendsekretär des Gewerkschaftsbundes ÖGB (ab 1962) wurde er Sekretär in der Landesgruppe Niederösterreich der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten (GdG), Landesjugendobmann des ÖGB-Niederösterreich (1964-1974) und Mitglied im ÖGB-Jugendpräsidium (1966-1974). In der GdG war er Betriebsratsobmann (1972-1978), Zentralsekretär von (1975-1987) Vorsitzender-Stellvertreter (bis 1991) und danach bis 2003 GdG-Vorsitzender.

Dem ÖGB-Bundesvorstand gehört Weninger seit 1986 an. Von 1991 bis zum 17. Oktober 2003 war war er Vizepräsident des ÖGB. Seit dem Jahr 1997 ist Weninger im ÖGB für den Bereich Finanzen verantwortlich, zugleich übernahm er den Vorsitz im Aufsichtsrat der Gewerkschaftsbank BAWAG.

Weningers auffälligstes Merkmal ist wohl seine Unauffälligkeit. In den Medien wurde er wiederholt als "graue Maus", "biederer Beamter" oder "Betonschädel" bezeichnet. An seiner Macht ändert das nichts: Weninger ist einer der mächtigsten Wirtschaftsbosse des Landes. Er ist allein zeichnungsberechtigter Geschäftsführer aller wesentlichen Beteiligungsfirmen und der Stiftung des ÖGB, zu der auch der legendenumwobene Streikfonds gehört. Dessen Höhe würde der Hüter dieses Schatzes "wohl auch unter Androhung schärfster Folter nicht verraten", hieß es einmal in einem Medienbericht.

Rückzug auch als ÖGB-Finanzchef möglich

Auf Fragen zu einem möglichen Rückzug auch als Finanzreferent des ÖGB wies Weninger am Freitag darauf hin, dass seine Funktion im Herbst nächsten Jahres ende und er dabei sei, einen Nachfolger aufzubauen. Er wollte nicht ausschließen, dass es zuvor zu einem Wechsel kommt. Wenn man ihm im Präsidium möglicherweise das Vertrauen entziehe, werde er zurücktreten. (APA)