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Ewald Nowotny hielt am Freitag "der Form halber" fest, dass die Spareinlagen selbstverständlich unbegrenzt ausgezahlt werden.

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Wien - Ewald Nowotny, erst seit Jänner amtierender Generaldirektor der BAWAG, wurde von der Dimension der Probleme mit den einstigen Karibikgeschäften zweifellos überrascht. Sein Vize Stephan Koren räumte am Freitag auf Journalistenfragen ein, im November davon in Kenntnis gesetzt worden zu sein. Nowotny sei informiert worden, als er in die Bank eintrat, bestätigte Koren.

Notowny betonte in der zur Aufklärung der geheimnisumwitterten Geschäfte angesetzten Pressekonferenz, dass die Probleme jedenfalls der Vergangenheit angehörten. Für den noch offenen Garantie-Rest - die bereits erwähnten 120 Mio. Euro - werde aktuell eine "Lösung" gesucht.

Fusion mit der P.S.K. half

Ein erklecklicher Teil der Wertberichtigungen waren mit der Fusionsbilanz zur BAWAG P.S.K. möglich, hieß es bei der Pressekonferenz. Zur Fusion der BAWAG und der P.S.K. im Herbst 2005 wurde die BAWAG kräftig aufgewertet. Da wurden stille Reserven gehoben, die halfen weitere Verluste abzuarbeiten.

Vertuscht worden seien Verluste nicht, wurde heute versichert. Die Verluste seien ja bekannt gewesen und seien durch die Garantie abgedeckt worden.

"Bilanz sauber, BAWAG sicher"

"Die Bilanz ist sauber, die Bank ist sicher", versicherte Nowotny vor Journalisten mit Nachdruck. Aus der Kreditcausa Refco blieb ein Risiko von 392 Mio. Euro, das 2005 vorgesorgt wurde. Die Bilanz liegt in Kürze vor. Für den Bankchef ist es "unzulässig", alte abgeschriebene Verluste und neue Risiken zu addieren. "Bitte halten Sie auseinander, was die Bank heute ist und was vor vielen Jahren geschehen ist", so der neue Bank-Chef. Der Form halber hielt er auf Anfrage fest, dass die Spareinlagen selbstverständlich unbegrenzt ausgezahlt werden.

In der Insolvenz von Refco war die Bank ursprünglich mit 425 Mio. Euro betroffen. Davon stammten 350 Mio. Euro aus dem Kredit, der im Oktober 2005 vergeben wurde. Nach Verkauf eines Kreditteils von 33 Mio. bestand Ende 2005 daraus ein offenes Risiko in Höhe von 392 Mio. Die von der BAWAG P.S.K. im November letzten Jahres eingebrachte Betrugsklage gegen Refco und Bennett ist gerichtsanhängig, das Verfahren läuft. In der Bilanz 2005 wurde für das noch offene Kreditrisiko bereits voll vorgesorgt, so die Bank.

Notowny bezeichnete die BAWAG heute als "gesunde, leistungsstarke Bank", mit einer Bilanzsumme von 57 Mrd. Euro und einem Eigenkapital von 3,3 Mrd. Euro. Das Kernkapital betrage 1,8 Mrd. Euro. "Die BAWAG hat eine komfortable Eigenkapitaldecke".

Keine Angaben zu Offshore-Gesellschaften

Wie viele Offhore-Gesellschaften es gegeben hat, darüber gab es in der heutigen Pressekonferenz ebenso wenig Angaben wie über mögliche Verbindungen der Flöttl/Karibik-Affäre mit den Spekulationsgeschäften von Wolfgang Flöttl. Nowotny verwies auf einen Sonderbericht, der im Haus mit KPMG erstellt wurde und an einen Bericht, der diese Woche an die Finanzmarktaufsicht übergeben wurde. Von den Firmen und Fondsgesellschaften auf Anguilla seien viele schon in Liquidation bzw. tatsächlich schon gelöscht.

Die Bank habe weitere Auslands- und Offshore-Gesellschaften, etwa in Liechtenstein oder auch Irland. "Jede dieser Gesellschaften wird jetzt auf ihre Notwendigkeit geprüft. Die meisten sind nicht operativ".

Aus den so genannten "PIPE"-Finanzierung hat die BAWAG nach eigenen Angaben keine Verluste eingefahren. Ab 1997 hatte die Bank damit begonnen, Veranlagungen in diesem Segment der New Yorker Börse zu tätigen. PIPE steht für "Private Investment in Public Equity". Die BAWAG habe sich 2004 aus einer Beteiligung an einem Unternehmen, das diese Geschäfte betreibt, zurückgezogen. Im Februar 2006 hat der Vorstand - in seiner ersten entscheidenden Sitzung unter dem neuem Bankchef Nowotny - beschlossen, dass die Bank sich auch aus der Finanzierung solcher Geschäfte für Dritte zurückzieht. (APA)