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"Wir werden diesen orangefarbenen Dreck aus unserer Stadt spülen", rief Michail Dobkin den rund 10.000 Menschen auf dem Platz der Freiheit im ostukrainischen Charkiw zu. Die Menschen, dicht um eine Lenin-Statue gruppiert, schwenken die blaue Fahne der "Partei der Regionen". Mit diesem Worten macht Dobkin, Vorsitzender der Partei in Charkiw, die Bühne frei für den Hauptredner: Viktor Janukowitsch (Bild), Spitzenkandidat der "Partei der Regionen", bei der Parlamentswahl.

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Der 55-jährige Viktor Janukowitsch spürte, dass er sich am Sonntag, am Tag der Parlamentswahl, für seine Niederlage bei der Präsidentenwahl vor anderthalb Jahren revanchieren kann.

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Damals unterlag er, als amtierender Ministerpräsident, dem Oppositionellen Viktor Juschtschenko (Bild). Dabei hatte die Wahlkommission zuerst Janukowitsch als Sieger ausgerufen. Erst als Millionen von Ukrainern gegen die Fälschung der Wahl demonstrierten, bei der so genannten "Orangefarbenen Revolution", fand eine Wiederholung der Wahl unter fairen Bedingungen statt.

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Nun standen jedoch die Chancen wieder gut für Janukowitsch: Die "Partei der Regionen" führte seit vergangenem Herbst die Umfragen an. Sie lag mit rund 30 Prozent deutlich vor Juschtschenkos "Unsere Ukraine" und dem "Block Julia Tymoschenko", benannt nach dessen Vorsitzender (Bild). Wie schon bei der Präsidentenwahl zeigte sich die Ukraine dabei als gespaltenes Land. Während die "Partei der Regionen" vor allem im Osten und im Süden gewählt wird, hatten die beiden Hauptkonkurrenten in Kiew und im Westen die Nase vorn.

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Der Wahlkampf der "Partei der Regionen" war ausschließlich auf ihre Wählerklientel zugeschnitten. Sie suggeriert dem russischsprachigen Osten, dass sie der russischen Sprache einen offiziellen Status zuerkennen werde. Zur EU zeigte sich Janukowitsch gewandelt. Auch er sei für eine Integration der Ukraine in die Europäische Union, meinte er nun. Gleichzeitig übernahm er viele Forderungen der "Orangefarbenen Revolution", unter anderem die Trennung von Politik und Wirtschaft.

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Die "Partei der Regionen" wurde vor fünf Jahren als Wahlverein ostukrainischer Oligarchen gegründet, und das ist sie bis heute im Wesentlichen geblieben. Für sie kandidiert heuer auch der Dollar-Milliardär Rinat Achmetow (im Bild vor Janukowitsch), bekannt als der "Kohlebaron aus Donezk". Ins Parlament wolle Achmetow vor allem, um als Abgeordneter Immunität zu genießen, erklärte der Kiewer Politologe Wladimir Fesenko. "Im vergangenen Jahr stand Achmetow zum ersten Mal seit zehn Jahren vor der Gefahr einer Strafverfolgung", so Fesenko.

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Der Politologe Wladimir Fesenko sah für die Zeit nach der Wahl drei mögliche Szenarien:

Erstens eine "Orange Koalition" aus "Unsere Ukraine" und dem "Block Timoschenkos", der ersten Ministerpräsidentin nach der "Orangefarbenen Revolution". Dafür müssten die beiden Ex-Verbündeten gegen Ex-Präsident Leonid Kutschma die Spannungen, die durch die Entlassung von Timoschenko als Regierungschefin eskaliert waren, überwinden.

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Das zweite Szenario war laut Fesenko eine "Anti-Orange-Koalition" aus der "Partei der Regionen" mit dem "Volksblock" von Parlamentspräsident Wolodimir Litwin.

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Das dritte Szenario des Politologen war eine Große Koalition aus "Unsere Ukraine" und der "Partei der Regionen". Wirtschaftsinteressen würden diese beiden Parteien miteinander verbinden. Timoschenko würde sich einer solchen Koalition nicht anschließen, meint der Wissenschaftler. Denn dies wäre für sie ein Verrat an der "Orangen Idee".

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Ein weiterer Kandidat bei der Wahl war Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko. Er kandidierte für das Parteibündnis "Pora-PRP" und wollte damit die "orange Revolution" retten, wie er im STANDARD-Interview erläuterte. Ob er tatsächlich den Einzug ins Parlament schafft, galt jedoch als unsicher. (APA/Reuters/red)

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