Wien - Rund 1,3 Milliarden Euro an indirekten Förderungen haben Österreichs Klein- und Mittelbetriebe (KMU) im Jahr 2005 durch Steuererleichterungen lukriert. Das zeigt eine Untersuchung des Instituts für Höhere Studien (IHS), deren Ergebnisse IHS-Chef Bernhard Felderer am Dienstag in Wien präsentierte. "Wir haben ganz beträchtliche Förderungen für KMUs", erklärte Felderer. Jetzt komme es weniger auf ein neues Förderpaket an, sondern "auf punktuelle Maßnahmen, die die vorhandenen Instrumente optimieren können."

"Ein einzelnes Paket, das zwischen 400 und 500 Millionen Euro kosten würde, würden wir nicht befürworten", sagte Felderer. Stattdessen propagierte Felderer Maßnahmen, die deutlich billiger sind: Weniger bürokratische Hürden etwa oder deutliche Erleichterungen bei der Unternehmensgründung. Rund 20 Vorschläge von Experten liegen laut Felderer seit letzter Wochen bereits beim Bundeskanzler. Was davon umgesetzt werde, hänge vom politischen Übereinkommen ab.

Die IHS-Studie schlüsselt auf, was die in den letzten Jahren eingeführten Steuererleichterungen gekostet haben - und welchen indirekten Förderanteil KMUs im Jahr 2005 daraus bezogen haben.

"Blum-Prämie"

Die Investitionszuwachsprämie - die Ende 2005 auslief - brachte KMUs 350 Millionen Euro. Rund 330 Millionen Euro lukrierten die KMUs aus der Anfang 2005 eingeführte Senkung des Steuersatzes von 34 auf 25 Prozent. Die begünstigte Besteuerung nicht entnommener Gewinne für Forstwirte und bilanzierende Gewerbetreibende brachte Kleinbetrieben 290 Millionen Euro. Durch die Lehrlingsprämie von 1.000 Euro sowie die 2005 eingeführte "Blum-Prämie" sparten KMUs 130 Millionen Euro. Forschungsförderung und Förderung der Auftragsforschung entlasteten KMUs um weitere 130 Millionen Euro. Weniger stark waren die Entlastungseffekte durch die Tarifreform bei der Einkommenssteuer (70 Mio. Euro) und die Förderung der Aus- und Weiterbildung (20 Mio. Euro).

Im Gegensatz zu den EU-Kriterien fasst das IHS den KMU-Begriff ein wenig enger. In der IHS-Studie gelten nur jene Betriebe als KMUs, die weniger als 50 Mitarbeiter beschäftigen und jährlich weniger als vier Millionen Euro Umsatz erwirtschaften. Würde man die EU-Kriterien (weniger als 250 Mitarbeiter, weniger als 50 Mio. Umsatz) verwenden, fielen 99,5 Prozent aller österreichischen Unternehmen in die Kategorie KMU.

Europaweite Förderungen

Grundsätzlich halten die IHS-Experten europaweite KMU-Förderungen für zielführend. "Selbst in den USA werden KMUs staatlich gefördert", meinte Felderer. EU-weit tragen KMUs beträchtlich zur Wertschöpfung und zur Beschäftigung bei. 70 Prozent aller Arbeitnehmer in der EU arbeiten in Unternehmen, die weniger als 250 Angestellte beschäftigen. Im Vergleich zu Großbetrieben setzen sie Innovationen rascher um und gelten als besonders dynamisch: "KMUs treten gerade in jenen Bereichen auf, wo wir mittelfristig das größte Wachstum sehen: Im Dienstleistungssektor", meinte IHS-Studienautor Ulrich Schuh.

Allerdings kämpfen KMUs europaweit mit zwei Hauptproblemen: Sie brauchen einige Zeit, um eine Mindestgröße zu erreichen, die ihr langfristiges Überleben sichert. Zusätzlich haben sie oft Schwierigkeiten, ausreichend Finanzmittel aufzutreiben. Deshalb seien öffentliche Förderungen sinnvoll. (APA)