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"stop TB" - Stopp Tuberkulose

Foto: AP/Keystone, Salvatore Di Nolfi
Wien/Genf - Zum Welt-Tuberkulose-Tag am 24. März ist die Situation rund um die Krankheit der Armen, Migranten und sozial Benachteiligten weiterhin ziemlich unverändert. Was Österreich betrifft, gibt es zwei gute Nachrichten: Die Zahl der TB-Neuerkrankungen ist vergangenes Jahr laut den vorläufigen Zahlen auf 792 gesunken, so Univ.-Prof. Dr. Franz Allerberger von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Auch die Zahl der besonders gefährlichen multiresistenten Erkrankungen ging wieder zurück.

Zwar könnten gegenüber den endgültigen Zahlen für die voran gegangenen Jahre durch Nachmeldungen noch etwas mehr Fälle als die knapp 800 heraus kommen, doch die Statistik zeigt nach unten. Im Jahr 2002 waren es 1.082 Fälle gewesen, im Jahr davor 1.085 und im Jahr 2000 immerhin noch 1.225. Pro Jahr sterben in Österreich etwas weniger als 100 Menschen an der Krankheit.

Stabilität

Die AGES-Daten decken sich mit den Erfahrungen der Lungenfachärzte. Oberarzt Dr. Rudolf Rumetshofer (Otto-Wagner-Spital/Wien), Leiter des Arbeitskreises für Tuberkulose der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie gegenüber der APA: "Die Situation ist in Österreich stabil. Auch bei den Risikogruppen zeigen sich keine wesentlichen Veränderungen. Medizinisch neu sind Bluttests auf die TB-Infektion. Außerdem werden in Studien neue Medikamente für die Therapie erprobt."

Der Appell des Experten: "Das Wissen rund um die Tuberkulose darf nicht verloren gehen." Auch wenn die Krankheit in Staaten wie Österreich im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten weitgehend zurück gedrängt werden konnte, hat sich in mehreren westlichen Industriestaaten gezeigt: Wenn die Wachsamkeit nachlässt und dazu noch ungünstige soziale Gegebenheiten kommen, kann die TB schnell wieder zu einem echten Problem werden.

Multiresistente Erreger

Aus Österreich gibt es derzeit jedenfalls noch eine weitere gute Nachricht zu dem Thema. Allerberger: "Besonders positiv ist, dass es vergangenes Jahr wieder zu einem Rückgang bei der Zahl der TB-Fälle mit multiresistenten Erregern gekommen ist. 2004 waren es 18 gewesen. Im Jahr 2005 waren es zwölf - wieder genau so viele wie im Jahr 2003."

Die multiresistenten TB-Fälle stellen weltweit ein immer größeres Problem dar. Die gegen die herkömmliche Therapie unempfindlichen Keime entstehen vor allem, wenn Patienten nicht ausreichen behandelt werden können, dazu keine Möglichkeit haben oder die Arzneimittel nicht lange und regelmäßig genug einnehmen. Das trifft vor allem auf Staaten mit einem zusammen gebrochenen oder kaum existierenden Sozial- und Gesundheitswesen zu. Oft kommt es auch zu einer Doppelproblematik in Kombination mit Aids. Multiresistente TB ist extrem schwierig zu behandeln.

>>> "Ärzte ohne Grenzen" fordern WHO-Umdenken; teilweise Eindämmung der Tuberkulose

Weltweite Zahlen

Weltweit sterben jedes Jahr fast zwei Millionen Menschen an Tuberkulose (TB), neun Millionen erkranken daran. Die internationale Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" forderte am Freitag ein Umdenken der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

"Die bisherige Strategie der WHO ist weder bei der Eindämmung der Pandemie noch bei der Bereitstellung wirksamer Behandlungsmöglichkeiten erfolgreich. Die herkömmlichen Medikamente verlieren immer mehr an Wirksamkeit", kritisierte Jean Herve Bradol, Präsident der französischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen.

Regionen

Rund 99 Prozent aller Todesfälle durch TB weltweit sind in ärmeren Ländern zu verzeichnen. Der Test, mit dem die Krankheit in diesen Ländern diagnostiziert wird, ist der Hilfsorganisation zufolge 124 Jahre alt und ermittelt die Bakterien nur in 45 bis 60 Prozent der Fälle. Millionen Erkrankungen bleiben unentdeckt, insbesondere bei Kindern. Noch weniger effektiv ist der Test bei Menschen, die gleichzeitig HIV-positiv sind. 30 Prozent der weltweit rund 40 Millionen HIV-Infizierten leiden an einer Koinfektion mit TB. Die herkömmlichen TB-Medikamente sind 40 Jahre alt und älter.

Zudem ist laut "Ärzte ohne Grenzen" die WHO bezüglich der Bereitstellung von TB-Medikamenten nicht konsequent. So empfiehlt sie, von der WHO geprüfte Medikamente einzusetzen, stellt aber gleichzeitig keine ausreichenden Mittel für diese Überprüfung bereit und macht die geprüften Arzneimittel nicht entsprechend verfügbar. "In den meisten Ländern, in denen wir arbeiten, werden daher von den nationalen Einrichtungen Medikamente verwendet, die nicht von der WHO geprüft wurden", sagte Sophie-Marie Scouflaire, Pharmazeutin von Ärzte ohne Grenzen.

>>> Teilweise Eindämmung der Tuberkulose

Eindämmung

Am Mittwoch hatte Jong Wook Lee, der WHO-Generaldirektor, darauf hingewiesen, dass die Tuberkulose bereits in 26 stark belasteten Ländern eingedämmt sei, in Afrika aber weiter steige. Die Weltregionen Nord- und Südamerika, Südostasien sowie westlicher Pazifik dürften nach Lees Angaben das von der WHO gesetzte Ziel erreichen, 70 Prozent aller Tbc-Fälle zu entdecken und 85 Prozent davon erfolgreich zu heilen, so der vorgelegte Jahresbericht.

Einige Staaten mit vielen Tbc-Fällen, wie die Philippinen und Vietnam, seien den gesetzten Zielen bereits ein Jahr voraus. Davon gehe man auch bei Kambodscha, China, Indien, Indonesien und Myanmar aus. UNO-Generalsekretär Kofi Annan ergänzte, dass sich die Lage in Osteuropa stabilisiert habe.

Annan erklärte, mit den neuen Daten sei ein Meilenstein im Kampf gegen die Krankheit erreicht. "Wenn die Aktionen des Planes vollständig umgesetzt werden, kann das Leben von 14 Millionen Menschen in den nächsten zehn Jahren gerettet und weitere 50 Millionen Patienten können behandelt werden", sagte Annan. (APA/dpa)