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"Wir fühlen wesentlich in Bildern", so der Philosoph Georg Schmid.

Foto: APA/dpa/Ingo Wagner
Graz - Sigmund Freuds Werk in Verbindung mit Filmen und Bildern - darüber sprach am Mittwochabend der Philosoph und gebürtige Wiener Georg Schmid in der Fachhochschule (FH) Joanneum in Graz. Schmids Referat über Symbole und Wunschträume in Filmen bildete den Auftakt zur Vortragsreihe "Die Bilder des Unbewussten", die FH-Lehrende anlässlich des 150. Geburtstags von Sigmund Freud organisierten.

Menschen könnten sich über eine Art "ready-mades Traummuster" in Filme hinein leben, so Schmid. Durch Filme würden Wunschträume erfüllt. Das "Filmschauen" wirke gemäß dem Lustprinzip nach Freud - sich Vergnügen schaffen, gelinge erfolgreich über Bilder. "Wir fühlen wesentlich in Bildern", erklärte der Philosoph.

Bildmuster

Alles geschehe nach Bildmustern, so Schmid, der den 11. September 2001 als Beispiel nannte: "Wenige von uns werden sich dabei an Sprachliches erinnern, wie 'I hear you' ". Wahrscheinlicher habe sich das Bild des Flugzeugs, das einen Turm des World Trade Center ansteuert, eingeprägt. Das Visuelle sei das Primäre, es bedürfe aber einer Übermittlung ins Sprachliche, damit darüber gesprochen werden könne.

Freuds Konzept der Rücksicht auf Darstellbarkeit, nach welchem nur geträumt werde, was gut darstellbar sei, legte Schmid auf Filme um. "Der Film wird unweigerlich die Wege wählen, die ein Höchstmaß an Klarheit versprechen", so der Vortragende. Dazu müssten einfache Symbolisierungen gewählt werden. Das Wertesystem lasse sich durch die Verwendung von Symbolen verändern - bei Automarken z. B. je nachdem, welche Marke der Leinwandheld fährt.

Kraft des Kinostreifens

Ein Kinostreifen habe die Kraft, Menschen in sein Universum zu ziehen. Die jeweiligen Filme suche sich der Mensch nach seinen Bedürfnissen aus. Gemäß Freuds Lustprinzip könnte der Mensch seinen Lustbedarf in den Bildern transferieren: "Wir transformieren uns temporär und partiell, indem wir in die Haut der Heros schlüpfen", so Schmid. Enttäuschungen gebe es dabei nicht, man könne sich auf den Held verlassen.

Stellvertretend für den Zuseher agiert der Schauspieler. "Sie agieren eben auch dort, wo es uns oft soziale Rücksicht verbietet", so Schmid. "Ich glaube, dass so ein Streifen Aggression eher ab- als aufbaut."

Im Vordergrund der mit Schmids Referat gestarteten Vortragsreihe stehen medienbezogene und kulturelle Themen. "Das Bild steht im Mittelpunkt", so Heinz Wittenbrink, Vortragender am FH-Studiengang "Journalismus und Unternehmenskommunikation". Gemeinsam mit seinem Kollegen und Bildwissenschafter Robert Riesinger sowie Klaus Posch, Leiter des Studiengangs "Sozialarbeit", organisierten die Lehrenden die Reihe. (APA)