Wenn der Wecker morgens läutet, hat nicht jeder guten Grund voller Energie aus dem Bett zu springen.

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Schlafen wie ein Baby - nicht jeder kann das von sich behaupten. Laut aktuellen Studien hat mehr als ein Drittel der Österreicher Probleme mit der wohlverdienten Nachtruhe. Schlafstörungen können viele verschiedene Ursachen haben und nicht immer ist es leicht, den oder die Gründe dafür zu finden. Immerhin geht es beim Schlafen um rund ein Drittel unseres gesamten Lebens. Die Gründe für Schlafstörungen sind so unterschiedlich wie die Schäfchen, die einem beim Einschlafen behilflich sein sollen: Alltagssorgen, Stress, Alkohol, Lärm oder einfach nur die falsche Matratze.

Wertvoller Schlaf

Schlafmangel kann negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Kognition haben: Das Immunsystem und die Fähigkeit zur Konzentration können unter zu wenig Schlaf leiden und in weiterer Folge zu Leistungseinschränkungen führen. Ausreichend Schlaf ist für einen Erwachsenen wichtig um Kraft für den neuen Tag zu tanken. Von Mensch zu Mensch variiert das Schlafbedürfnis, wobei die Menge des benötigten Schlafes generell mit dem Alter abnimmt. Wird eine Gesamtschlafzeit zwischen sechs und acht Stunden nicht erreicht, kann man es mit einer Schlafstörung zu tun haben, aber auch dann, wenn man genug schläft und tagsüber trotzdem müde ist. Laut aktuellen Untersuchungen kann Schlafmangel auf körperlicher Ebene auch hohen Blutdruck, Diabetes und Fettleibigkeit begünstigen.

Was tun?

Was kann man tun um eventuelle Schlafstörungen mit einfachen Mitteln zu vermeiden? Die Österreichische Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung rät zur richtigen Schlafhygiene: Spätes Essen und später abendlicher Alkoholkonsum sollten vermieden werden, die Einschlafzeiten sollte man möglichst wenig variieren und ebenso die Dauer des Schlafes. Großen Aktivitäten vor dem Einschlafen sollte man aus dem Weg gehen.

"Individuell abklären"

Um zu verhindern, dass die Schlafstörungen chronisch werden, sollte ein Arzt konsultiert werden, vor allem wenn die Beschwerden stärker werden oder länger andauern. "Da es bis zu 90 verschiedene Schlafstörungen gibt, ist es wichtig, dass ein Arzt das jeweilige Problem individuell abklärt und eine genaue Diagnose stellt. Erst dann wird entschieden, was für den jeweiligen Patienten das passende Behandlungsverfahren ist. Ist bei einem Menschen eine Computertomographie nötig oder der Aufenthalt in einem Schlaflabor, kann für einen anderen der Besuch bei einem Psychiater ratsam sein", sagt Birgit Högl, Generalsekretärin der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung (ÖGSM) und Leiterin des Schlaflabors an der Uniklink Neurologie in Innsbruck, im Gespräch mit derStandard.at/Gesundheit.

Im Schlaflabor verbringt der Patient ein oder mehrere Nächte in der Klinik, damit für die Diagnose erforderliche Daten aufgezeichnet werden können. Erst bei genauer Diagnose der Schlafstörung kann die richtige Behandlungsform eingesetzt werden. Das Spektrum reicht hier von einfachen Verhaltensmaßregeln über medikamentöse Behandlung bis hin zu speziellen Therapieformen.

Neue Studien zu Wirkung von Medikamenten

Auch im Medikamentenbereich tut sich hier einiges: "Es gibt sehr viele neue Entwicklungen und Vorstudien zu neuen Wirkprinzipien bei Medikamenten gegen Schlaflosigkeit", weiß Birgit Högl. Die Medikamente seien aber noch nicht am Markt erhältlich.

Klassifikation von Schlafstörungen

Die internationale Klassifikation für Schlafstörungen (The International Classification of Sleep Disorders) unterscheidet vier Hauptkategorien von Schlafstörungen mit insgesamt fast 90 Untergruppen: Unter Dyssomnien versteht man primäre Störungen des Schlafes hinsichtlich Dauer, Qualität oder zeitlicher Organisation. Darunter fallen Einschlaf- und Durchschlafstörungen und extreme Tagesmüdigkeit. Beispiele sind die Narkolepsie (Schlafkrankheit), das Restless Legs Syndrom oder der Jet Lag.

Unter Parasomnien versteht man Störungen des Schlafprozesses. Dazu gehören unter anderem Schlafwandeln, Sprechen im Schlaf, Alpträume oder nächtliches Zähneknirschen und Bettnässen.

Gestörter Schlaf kann auch als Begleiterkrankung bei psychiatrischen und medizinischen Erkrankungen auftreten, zum Beispiel bei Psychosen wie der Depression, außerdem bei Angsterkrankungen, Alkoholismus oder Panikerkrankungen. Auch bei neurologischen Erkrankungen wie Demenz, Parkinson oder der Schlafepilepsie und bei internistischen Erkrankungen, zum Beispiel Lungenerkrankungen, können Schlafstörungen als Begleiterkrankungen auftreten.

In die vierte Gruppe fallen Schlafstörungen, über die zu wenig bekannt ist. Sie werden in der Medizin daher nicht als definitve Schläfstörungen akzeptiert. Dazu zählen beispielsweise Lang- oder Kurzschläfer, die bedeutend mehr oder weniger Schlaf benötigen als andere Personen in ihrer Altersgruppe. (mat)