Ein Verbot der Handys auf dem Schulgelände wäre nur eine Verlagerung des Schauplatzes, meinte Sedlak. "Eine Notmaßnahme." Doch viel wichtiger sei die Aufarbeitung des Themas, die Intimität, die Gewalt und der Umgang mit anderen Menschen. Zudem müssten die Eltern darüber aufgeklärt werden, über ihre Sorgfaltspflicht, was Kinder daheim mitbekommen und die rechtlichen Konsequenzen, wenn solche Szenen hergezeigt werden, sagte Sedlak.
Die Gründe, warum solche Videos den Weg auf jugendliche Handy finden, sind laut dem Experten der Reiz des Verbotenen und die Neugier, über ein Tabuthema mehr zu wissen. Außerdem machen viele Schüler ihre Klassenkollegen nach oder wollen sie beeindrucken, meinte Sedlak. Auch ist es das Gefühl, damit erwachsen sein zu können. "Auch wenn das mit dieser Methode nicht wirklich glücklich gewählt wurde."
Kinder und Jugendliche könne die schockierenden Bilder aber nicht verdauen und geistig verarbeiten. Die Eindrücke bleiben im Kopf und gehen nicht mehr heraus, sagte Sedlak. "Es ist wie ein Fremdkörper." Und das beunruhige die Betroffenen, sie wollen es wieder "weghaben". Die Erfahrung durch das Gesehene könnte Jahre nachwirken und etwa die Sexualität beeinträchtigen. Die Bilder von Brutalität und Intimität könnte eine gewisse Erwartungshaltung wecken. "So muss es zugehen", sagte Sedlak. Gut sei nun die Sensibilisierung für diese Thema, das man aufgreifen muss.