Wien – Sechs Jahre nach Beginn, im Mai 1994, beendete die Bawag aufgrund massiver Kritik ihre so genannten „Karibik- Geschäfte“ abrupt. Aber schon im Herbst 1995 nahm der damalige Bankchef Helmut Elsner die Finanzierungen in der Karibik wieder auf, vorwiegend mit den früheren Partnern, wie Elsner im Dezember 1995 zur Jahrespressekonferenz erklärte.

Elsner: "Eigentümer voll informiert"

Elsner machte damals aber keine Angaben über die Höhe des Geschäftsvolumens oder den erwarteten Beitrag zum Ergebnis. Frühere Ertragsbeiträge von einem Viertel bis einem Drittel wären für ihn zwar schön, doch seien sie auf Sonderfaktoren zurückzuführen gewesen, erläuterte Elsner damals. Daher glaube er „nicht, dass wir das wieder erreichen“. Über die Eigengeschäfte, zum Beispiel Zinsarbitragegeschäfte, seien die Bawag-Gremien und die Aufsichtsbehörde „voll informiert“ – „Karibik-Geschäfte“ habe man auch früher nie betrieben, argumentierte Elsner.

Einer dieser Partner war Ross Capital von Wolfgang Flöttl, Sohn des Ex-Bawag- Chefs Walter Flöttl. Flöttl senior und Flöttl junior waren bereits bei den Karibik-I-Deals Partner; jetzt versicherte Elsner Ende 1995, „wir haben die Zustimmung der Aufsichtsbehörde.“ Im Schnitt der sechs Jahre bis 1994, in denen die Bawag Geschäfte über Firmen in der Karibik abwickelte, habe man pro Jahr 500 bis 600 Mio. Schilling (bis zu 43 Mio. Euro im Jahr) verdient, wie die Bank im Frühjahr 1994 anlässlich der ersten „Rückführung“ der Geschäfte angab. Im Frühjahr 1994 hatte, nach einem Bericht der „Wirtschaftswoche“ 1995, die Bank rund 23 Mrd. S (mehr als 1,6 Mrd. Euro) aus Übersee zurückgeholt.

Magazin-Bericht über Briefkastenfirmen

Das Magazin zitierte zuvor im Mai 1994 aus vertraulichen Prüfberichten (Zwischenberichten), in denen von „Krediten und Briefkastengesellschaften, die indirekt im Eigentum der Bawag standen" die Rede war, und davon, dass Bawag-Generaldirektor Walter Flöttl umgerechnet rund 3,6 Mrd. Schilling direkt in der Bank seines Sohnes Wolfgang bunkern lassen habe. 3,6 Mrd. Schilling, von deren Existenz und über deren Gestionierung bisher niemand gewusst habe, wie das Blatt damals schrieb. Von diversen „Vater-Sohn-Deals“ Flöttl war in dieser Zeit wiederholt die Rede gewesen. (APA, DER STANDARD Printausgabe, 23.03.2006)