Beim EU-Gipfel diese Woche wird das European Institut of Technology (EIT) auf der Tagesordnung stehen. Die EU-Kommission erwartet sich von den Staats- und Regierungschefs der 25 Mitgliedsstaaten grünes Licht für ihren Vorschlag, ein europäisches Eliteinstitut nach dem Vorbild des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA einzurichten. Laut EU-Bildungskommmissar Ján Figel' soll das EIT ein "Wissens-Flaggschiff" werden. Aufgebaut als ein Netzwerk der Wissensgemeinschaften.

Bisher ist der Vorstoß bei den Mitgliedsstaaten eher auf Skepsis gestoßen. Dies wurde auch vergangene Woche beim Treffen der Forschungsminister in Brüssel deutlich. "Wir sind erst am Anfang der Diskussion, und es gibt viele offene Fragen, das ist normal", meinte dazu Bildungsministerin Elisabeth Gehrer.

Laut dem bisherigen Plan der EU-Kommission soll rund um ein Zentrum ein Netzwerk bestehender hervorragender Universitätsinstitute gebildet werden, an die wiederum private Forschungseinrichtungen andocken können. Österreich rechnet sich Chancen aus, mit Gugging den Zuschlag für eine der Wissensgemeinschaften zu bekommen. Nach bisherigen Plänen soll mit rund zehn gestartet werden. Da die Pläne bisher sehr vage sind, stellte EU-Forschungskommissar Janez Potocnik in Aussicht, dass die EU-Kommission noch heuer einen konkreteren Vorschlag für das EIT vorlegen werde.

Kritik gibt es auch bei den Universitäten an der geplanten Struktur. Nach den Vorstellungen der Brüsseler Behörde sollen Universitäten, Forschungszentren und Unternehmen ihre besten Teams, Institute, Infrastruktur und Geld einbringen, die dann rechtlich zum EIT gehören, aber weiterhin an ihrem ursprünglichen Standorten verbleiben.

Fragmentierung

"Das führt zu einer Fragmentierung der Unis", befürchtet der Vorsitzende der Europäischen Universitätsvereinigung, Uni-Wien-Rektor Georg Winckler. Ihm sei nicht klar, "welches Interesse eine Uni haben soll, ihr bestes Institut herauszulösen".

Anreiz für die Unis wäre das Prestige, beim EIT dabei zu sein, meint dagegen EU-Kommissar Figel'. Außerdem werden finanzielle Anreize in Aussicht gestellt: Als Ausgleich für das "Abtreten" von Teams könnte das EIT den Wiederaufbau von Ressourcen in den Partnereinrichtungen mitfinanzieren.

Allerdings hat die EU-Kommission bisher noch keine Zahlen präsentiert, wie viel in das Prestigeprojekt gesteckt werden soll. Finanziert werden soll das EIT nach den Vorstellungen der Brüsseler Behörde von der EU-Kommission, den Mitgliedstaaten und Unternehmen. Das für die Einrichtung des EIT notwendige Rechtsinstrument soll 2008 verabschiedet werden, das EIT selbst könnte nach den Vorstellungen der Kommission seine Tätigkeit 2009 aufnehmen. Universitäten fürchten jedoch, dass Mittel für die Eliteuniversität vom geplanten Forschungsrat ERC abgezogen werden sollen. Der Forschungsrat soll künftig Spitzen- und vor allem Grundlagenforschung besonders fördern.

Unterstützung erfährt das Projekt bisher nur von EU-Parlamentariern. Sie hoffen, dass die Eliteuniversität ihre Zentrale im bisherigen EU-Parlament in Straßburg einrichtet. Dort finden nur einmal pro Monat vier Sitzungstage statt, weil die Abgeordneten die restliche Zeit in Brüssel tagen. Bei einem Zuschlag für das EIT könnte Frankreich auf die Tagungen in Straßburg verzichten, so ihr Kalkül. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 3. 2006)