Während die EU und die USA Sanktionen gegen die autoritäre Staatsführung erwägen, übermittelte der russische Präsident Wladimir Putin Glückwünsche nach Minsk. Der Sieg Lukaschenkos werde die Allianz der beiden früheren Sowjetrepubliken stärken.
Zeltlager uaf dem Oktober-Platz
Von den etwa 5.000 Demonstranten, die sich am Montagabend auf dem Oktober-Platz versammelt hatten, verbrachten mehrere hundert die Nacht dort. Sie bildeten eine Menschenkette, um ihr kleines Zeltlager zu schützen. Der wichtigste Oppositionskandidat Alexander Milinkewitsch dankte ihnen am Morgen für den Einsatz. Ihr Ausharren trotz Minustemperaturen werde "in die Geschichtsbücher eingehen", sagte der 58-Jährige. "Wir sind hier, und wir haben den ehrlichen Kampf für Freiheit, Wahrheit und Gerechtigkeit begonnen."
Festnahmen bestätigt
Milinkewitsch teilte mit, die Sicherheitskräfte hätten den Chef der Vereinigten Bürgerpartei, Anatoli Lebedko, sowie dessen Stellvertreter, Alexander Dobrowolski, verhaftet. Auch der Chefredakteur der führenden Oppositionszeitung "Nascha Niwa" wurde am Samstagmorgen festgenommen, als er am Oktober-Platz aus dem Bus stieg. Die weißrussische Polizei hat nach eigenen Angaben 20 Personen festgenommen. Darunter seien aber keine Mitarbeiter aus den Wahlkampfstäben der Oppositionskandidaten, sagte ein Polizeisprecher.
Tschechischer Reporter zusammengeschlagen
Die tschechische Zeitung "Mlada Fronta Dnes" berichtete am Dienstag, einer ihrer Korrespondenten sei am Sonntag am Rande einer Oppositionsveranstaltung offenbar von Regierungsanhängern zusammengeschlagen und beraubt worden. Sie hätten ihm Laptop und Handy entrissen, nicht jedoch sein Portemonnaie entwendet. "Das waren keine gewöhnlichen Verbrecher", zitierte das Blatt den betroffenen Reporter Jan Rybar.
Zur Protestkundgebung am Montagabend waren nur etwa halb so viele Demonstranten wie am Wahlabend gekommen, als sich rund 10.000 Oppositionsanhänger dort versammelt hatten. Lukaschenko hat die Wahl nach offiziellen Angaben mit 82,6 Prozent der Stimmen gewonnen, Milinkewitsch erhielt demnach nur sechs Prozent. Die Opposition zweifelt dieses Ergebnis an und fordert eine Neuauszählung der Stimmen. Ähnliche Proteste hatten in den ehemaligen Sowjetrepubliken Georgien, Kirgisien und der Ukraine zum Sturz der etablierten Regime geführt.