Foto: Kabarett Niedermair
Wien - Klaus Eckel ist längst nicht mehr nur der Hoffnungsträger für eine Nacht , wie der schlaksige Kabarettist vor drei Jahren sein zweites Soloprogramm genannt hatte: In Helden des Alltags , präsentiert im Niedermair, räsoniert er über Gegenstände, denen keiner sonst Beachtung schenkt.

Hunderttausende Lieder gebe es über die Liebe, meint Eckel, aber kein einziges über Raufasertapeten, obwohl diese doch oft länger halten. Und so hat er eben eines komponiert. Wie auch über Heinzi, das 30er-Zone-Schild, oder Anton, den Zwieback, und Mandi, den Erlagschein, den niemand gerne anschaut (weshalb er im nächsten Leben gerne eine Ansichtskarte wäre).

Richtig liebevoll beschäftigt sich Eckel, Jahrgang 1974, mit seinen Helden des Alltags, für die er, der selbst ernannte Anwalt der Dinge, neben sich auf der Bühne einen in buntes Licht getauchten Altar errichtet hat. Er bedauert die Kirchenglocken, die an Autorität verloren haben, und Wolfgang Schüssels Mascherln, die sich arg vernachlässigt fühlen. Er erzählt vom Rasenmäher Fritz, der ein alter Sozialdemokrat sei, weil er alle gleich mache, und berichtet vom STANDARD im Altpapier, der hofft, kein News zu werden.

Anfangs überwiegt der reine Plauderton, und man weiß nicht recht, worauf Eckel eigentlich hinauswill: Assoziativ hantelt er sich von Thema zu Thema, er fantasiert über Mozart, Selbstbehalte, Sponsoren und die Goldene E-Card (man erhält u. a. gerahmte Röntgenbilder und eine Urinflasche von Riedel). Das Tempo aber und die Fülle der Bonmots ist bereits beachtlich: Mit diesem Material würden manche Kollegen wohl drei Programme bestreiten.

Nach der Pause vermag Klaus Eckel auch noch mit Stringenz zu punkten: Seine harmlos-naiven "Heldenlieder" sorgen für sehr viel gute Laune. Der Tiefgang wird sicher noch einmal folgen. (DER STANDARD, Printausgabe, 21.03.2006)