Jetzt liegen die Dinge anders. Nicht nur, weil ein Nachrichtenmagazin dem britischen Premier einen vorgezogenen politischen Nachruf widmet. "Wenn er nicht sowieso schon ans Zurücktreten denkt, dann sollte er es jetzt tun", schreibt lakonisch scharf der Economist. Es könnte eng werden für Blair, diesmal wirklich, hat er doch eine handfeste Affäre am Hals.
Der Zankapfel ist Geld, sind 14 Millionen Pfund Sterling, umgerechnet 20,2 Millionen Euro. Die regierende Labour Party hat sie von betuchten Geschäftsleuten als Darlehen kassiert. Als Darlehen, weil man sie - anders als Spenden - nicht anzugeben braucht, sie später aber immer noch in Spenden umwandeln kann.
Praxis ist gang und gäbe
Die Praxis ist gang und gäbe, auch die Tories lassen sich von Gönnern hohe Beträge vorschießen, um Wahlkämpfe nicht mit schlecht kopierten Faltblättern aus dem "Samisdat" bestreiten zu müssen. Aus Steuergeldern werden britische Parteien nicht finanziert, zudem sinken die Mitgliedsbeiträge, so dass private Sponsoren immer wichtiger werden.
Wer Blair speziell zu schaffen macht, ist sein Schatzmeister. Der hat nämlich nicht die leiseste Ahnung von den 14 Millionen. Und Jack Dromey, korrekt, unauffällig, ganz der Typ Bankdirektor auf dem Land, gibt sich auch nicht die geringste Mühe, seine Wissenslücke zu übertünchen. Ergo sprießen die Spekulationen nur so ins Kraut. Schwarze Kassen? Schwarze Löcher? Das System Yassir Arafats an der Themse?