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Bawag-Chef Ewald Nowotny sagt der Karibik adé. Seine Vorgänger haben nur davon geredet.

Fotos: STANDARD/Cremer, dpa
Wien – Die Gewerkschaftsbank Bawag P.S.K. hat am Freitag per Aussendung erstmals inhaltlich auf Berichte über neue Schwierigkeiten rund um Refco reagiert. 48 Stunden nach Veröffentlichungen der US-Nachrichtenagentur Bloomberg haben die Banker unter Ewald Nowotny per 18-Zeilen-Statement unter dem Titel "Bawag beendet Medienspekulationen" aus ihrer Sicht einen Schlussstrich gezogen:

"Alle operativen Geschäftsbeziehungen der Bawag mit Refco und den in den Medienberichten genannten Firmen auf Anguilla liegen in der Vergangenheit und wurden bereits in den letzten Jahren beendet. Es gibt keine aufrechten Geschäfte und keine wirtschaftlichen Verbindungen zu diesen Anguilla-Firmen. Daher gibt es auch keine weiteren finanziellen Risiken aus solchen Geschäften."

"Völlig unrealistisch"

Ohne Details zu verraten, dementiert man auch gleich aus dem Inneren der Bawag kommende Informationen, wonach um weitere 180 Mio. Euro gezittert wird (DER STANDARD berichtete): Diese Gerüchte weist man als "völlig unrealistisch" zurück.

Bei Bloomberg liest sich das seit Mittwoch freilich ganz anders: Die Bawag sei an sechs Gesellschaften auf der Karibikinsel Anguilla (siehe Wissen) beteiligt, diese hätten sich aus mutmaßlich gefälschten Wertpapieren gespeist, die wiederum als Asset auf Refco-Konten (fast 440 Millionen Euro) aufgetaucht seien. Jetzt, in der Insolvenz, gebe es seltsamerweise niemanden, der das Geld zurückverlange.

Eingestanden haben die Bawag-Banker allerdings, dass sie bis Februar im so genannten "Pipe"-Markt engagiert waren. Dabei geht es um schlecht beleumundete Kapitalmarktgeschäfte, in deren Rahmen private Investoren außerbörslich billig Anteile an maroden Unternehmen kaufen, die sie später, wenn das Geschäft wieder besser läuft, wieder zurückverkaufen. In den USA haben diese Methode vor allem Hedgefonds benutzt, um Unternehmen leer zu räumen und ihnen danach den Todesstoß zu versetzen.

Laut Wall-Street-Gerüchten sollen sogar Bawag-Ableger in Liechtenstein mitgemischt haben. Die Bawag P.S.K. dazu: "Der Vorstand hat bereits im Februar 2006 beschlossen, die Finanzierung von Kundenaktivitäten im so genannten Pipe-Segment der New Yorker Börse zurückzuführen."

"Heuschreck" Bawag

Aus dem nächsten Satz – "Generell trat die Bawag in vielen dieser ehemaligen Geschäfte nur als Vermittler für Kunden auf" – erschließt sich allerdings, dass die Gewerkschaftsbank, die Anfang der 1990er-Jahre in Karibik-Geschäfte verwickelt war, selbst solche Deals getätigt hat, die Kritiker als "Heuschreckgeschäfte" qualifizieren.

Die Gewerkschafter (siehe Artikel "Der ÖGB ist nicht zahlungsunfähig" ) machen Bankchef Nowotny, der immer wieder betont, die Bank werde trotz Refco "für 2005 einen Gewinn ausweisen" das Leben nicht leichter. Sie kritisieren seine Amtsführung, seine Verkaufsankündigungen. "Sie haben ihn geholt, um die Situation zu beruhigen. Jetzt kritisieren sie, dass er sich wie ein Manager verhält und aufräumt", meint ein Wiener Banker. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18./19.3.2006)