Salzburg - Ein Bild eines barmherzigen Wehrmachtssoldaten, der einen verletzten sowjetischen Soldaten verbindet; Fotos vom Feldzug der Hitler-Armee gegen Norwegen mit Texten, welche die Gräuel des Krieges weit gehend ausblenden; jede Menge Waffen und Wehrmachtsabzeichen samt den dazugehörenden Hakenkreuzen, aber dafür kein Wort über den NS-Terror - all das findet sich an einem der touristisch am stärksten frequentierten Plätze Österreichs: im Rainermuseum auf der Festung Hohensalzburg.

In der permanenten Ausstellung, die sich der Geschichte des im 17. Jahrhundert gegründeten Rainerregimentes widmet, ist ein eigener Raum den Jahren 1938 bis 1945 gewidmet. Das Rainerregiment war in der deutschen Wehrmacht das Gebirgsjägerregiment 137 und beispielsweise auch am Überfall auf die Sowjetunion beteiligt.

Nachdem sich kaum jemals ein Salzburger in das Burgmuseum verirrt, blieb es einem Touristen aus Wien vorbehalten, Salzburgs Grüne auf das mit der Ausstellung vermittelte befremdliche Geschichtsbild aufmerksam zu machen.

"Es ist beschämend, wie unkritisch, vereinfachend und verharmlosend mit der NS-Vergangenheit umgegangen wird", kommentierte Birgit Schatz, Spitzenkandidatin der Salzburger Grünen für die kommende Nationalratswahl, bei einem Lokalaugenschein die Schau. Sie vermutet zudem einen Verstoß gegen das Abzeichengesetz, da sich die Präsentation der NS-Insignien nicht - wie vom Gesetz gefordert - "eindeutig gegen das Ideengut der betreffenden verbotenen Organisation" richte.

Schatz fordert nun von den ressortzuständigen Landeshauptfraustellvertretern Othmar Raus (SP) und Wilfried Haslauer (VP), den betreffenden Raum umgehend zu schließen. Danach solle die Zeit des Rainerregiments während der NS-Diktatur von Historikern aufgearbeitet und der Ausstellungsteil neu gestaltet werden. (neu/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18./19. 3. 2006)