Wie das Museum in einer Aussendung erläuterte, erlangte die Erfindung der als Flugpioniere bekannten Brüder Lilienthal (1875) durch das Vermarktungstalent des Unternehmers Friedrich Richter Weltruhm. Bestehend aus den natürlichen Rohstoffen Sand, Kreide und Leinöl kam der erste Steinbaukasten vor etwa 125 Jahren auf den Markt. Das von Richter entwickelte System an Grund- und Ergänzungskästen erlaubte allen Hobbyarchitekten, Bauwerke ohne Klebstoff nachzubilden und beliebig zu variieren - das erste Systemspielzeug war entstanden.
Schnittpläne
Präzise, dreidimensionale Zeichnungen und Schnittpläne lagen den Kästen bei, die Kirchen, Pavillons, Wachtürme, Brücken, Schlösser und Festungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zum einfachen Nachbauen vorsahen. Bereits zehn Jahre nach der Erstauflage bestanden weltweit Produktionsniederlassungen. Im Juli 1888 wurde die "Erste Öst. - Ung. Steinbaukastenfabrik" in Wien eröffnet, eine Verkaufsstelle in der Innenstadt folgte. Besonders hervorgehoben wurde in diesem Zusammenhang, dass "ausschließlich inländische Rohstoffe von inländischen Mitarbeitern" verarbeitet wurden. 1913 wurde das - bis 1931 bestehende - Werk zum k.u.k. Kammerlieferanten ernannt.
Vor zehn Jahren erlebten die Ankersteine, die einst u.a. Albert Einstein und Erich Kästner erfreuten, ihre Renaissance: Nach der Einstellung der Produktion durch den staatlichen Eigentümer DDR im Jahr 1963 verhalf der Akustikprofessor Georg Plenge den Ankersteinen 1995 zum Comeback. Den heutigen Kästen (mit Gütesiegel) liegen 3-D-Zeichnungen und ausführliche Bauanleitungen bei.