Um den Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) wird seit Anfang der 90er Jahre gestritten. Nach der Entscheiden der Leipziger Richter kann nun im Südosten von Berlin eines der größten Flugdrehkreuze Deutschlands entstehen. Geplant ist zunächst ein Terminal für zunächst 20 Millionen Passagiere jährlich. Später soll der Airport für 40 Millionen Passagiere ausgebaut werden. Damit stünde er deutschlandweit auf Platz zwei hinter Frankfurt am Main, noch vor München. Der neue Großflughafen soll frühestens 2011 in Betrieb genommen werden. Die Berliner Airports Tegel und Tempelhof werden langfristig geschlossen.
Nachtruhe
Das Leipziger Gericht verhängte ein weitgehendes Flugverbot zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens sowie weitere Einschränkungen ab 22 Uhr sowie von fünf bis sechs Uhr morgens. Bei den angestrebten 360.000 Starts und Landungen im Jahr müsse "wenigstens in der Nacht Ruhe einkehren", forderte der Vorsitzende BVG-Richter Stefan Paetow. Auch das Lärmrisiko im weiteren Umkreis des Flughafens, also in Berlin selbst oder in umliegenden Gemeinden Brandenburgs, müsse von den Planern erneut untersucht werden. Umweltschutzbedenken wiesen die Richter dagegen weitgehend zurück.
Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft und Niki-Partner, Air Berlin, sieht bereits im Vorfeld massive standortpolitische Nachteile für das Flughafenprojekt BBI zu Gunsten des Ausweichflughafens Leipzig. Die Lärmschutzauflagen könnten sich als echte Verschlechterung entpuppen, sagte Air Berlin-Chef Joachim Hunold. Man müsse jetzt sehen, wie das Urteil im Detail umgesetzt werde. Der Billig-Carrier-Konkurrent Easyjet begrüßte die Entscheidung der Leipziger Richter. Deutschland-Geschäftsführer John Kohlsaat erklärte, die Entscheidung sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Allerdings müsse der neue Airport auf Fluggesellschaften mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen und nicht nur auf den Umsteigeverkehr ausgerichtet werden.
"Schwarzer Tag" für Anwohner
Klägeranwalt Wolfgang Baumann sprach hingegen von einem "schwarzen Tag" für die betroffenen Anwohner. Er schloss einen Gang vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe nicht aus. Rund 4.000 Gemeinden und Anwohner wollten den Großflughafen ganz verhindern. Die Kläger kritisieren vor allem den Lärmschutz und die Standortwahl. Nach ihrer Auffassung wurden alternative Standorte zu Schönefeld nicht ausreichend geprüft. Dies wies das Gericht aber zurück. Für den Flughafenbau müssen einige Gemeinden umgesiedelt werden.
Politik und Wirtschaft äußerten sich erleichtert über das Urteil. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßte das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts. Jetzt sei "der Weg für einen modernen, international leistungs- und wettbewerbsfähigen Flughafen in Berlin frei", so Merkel. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), erklärte, damit würden nun "zahlreiche neue Arbeitsplätze entstehen". Die Auflagen des Gerichts werde das Land nun "gründlich prüfen", kündigte Wowereit an. Der stellvertretende Ministerpräsident von Brandenburg, Jörg Schönbohm (CDU), sprach von einem "guten Tag für Brandenburg und Berlin".
"Leuchtturmprojekt"
Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Jürgen Thumann, sprach in Berlin von einem wichtigen "Leuchtturmprojekt". Der Bau müsse nun schnell beginnen. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erwartet durch das Urteil 40.000 neue Dauerarbeitsplätze in der Region. Zudem werde die fünfjährige Bauphase jährlich rund 6.000 Jobs in der Bauwirtschaft sichern. Neben dem Flughafen sollen auch ein Autobahnanschluss und eine ICE-Anbindung entstehen.